Es ist unglaublich aufregend, ein Fohlen oder ein junges Pferd zu bekommen, zu dem man zuerst einmal eine Beziehung aufbauen muss, bevor man mit dem Training beginnen kann. Ich liebe es, sowohl Pferden als auch Reitern neue Trainingsmethoden zu vermitteln. In diesem Artikel gebe ich euch einige grundlegende Übungen an die Hand, mit denen du und dein Fohlen oder Jungpferd einen guten Start für die weitere Entwicklung haben.
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Mit ihrem Unternehmen Hestekræfter bietet Line Hummel Webinare und Schulungen für Reiter an, die sich mit ihrem Pferd weiterentwickeln und lernen wollen. Oft haben vier- und zweibeinige Partner ein Problem, das es zu lösen gilt, oder das Ziel ist die bessere Kommunikation. Line Hummel hat kein spezielles Muster, wie man richtig trainiert oder sich verhält. Das ist ganz individuell von Pferd und Mensch abhängig. Ziel ist, ein Entwicklungsprogramm auf der Grundlage der spezifischen Bedürfnisse und Eigenschaften zu erstellen. In diesem Artikel gibt sie Ratschläge für einen guten Start mit Fohlen oder Jungpferd.
Ich plane mit meiner Stute Karo zu züchten. Das Fohlen möchte ich behalten. Es gibt vieles, was ich ihm beibringen möchte, bevor es hoffentlich ein tolles Reitpferd wird“, so Line Hummel. „Ich möchte mit dem Target-Training beginnen und Nasenarbeit mit ihm machen. Diesen beiden Dinge trainiere ich hauptsächlich um die Ruhe und die Konzentration zu fördern. Mit vielen Bewegungsmöglichkeiten und Freiheit auf der Koppel unterstütze ich, dass sich Muskeln und Knochen des Fohlens optimal entwickeln, damit es gesund und stark wird. Das alles erfordert eine Menge Zeit. Deshalb habe ich vier Übungen ausgewählt, von denen Fohlen und junge Pferde profitieren.
Ich hoffe, dass du diese Übungen schon anwenden kannst, bevor du dein Pferd reitest.
Das Pferd muss lernen:
Dies ist eine Übung, bei der das Fohlen auf verschiedenen Untergründen laufen soll. Wenn der Untergrund weicher wird oder seine Beschaffenheit ändert, ist das für das Fohlen ein Signal, vorsichtig zu sein. Würden unsere Pferde noch frei in der Wildnis leben, überleben diejenigen, die vorsichtig sind. Von Natur aus meiden sie sumpfige Gebiete oder Bereiche, die ihnen Schaden zufügen könnten. In der freien Wildbahn bedeuten Beinverletzungen oft den Tod.
Wir müssen also bedenken, dass solche Übungen unnatürlich sind. Ich würde niemals mit dieser Übung beginnen, ohne dass zuvor eine gute Beziehung zwischen Fohlen und Mensch besteht. Was ich verlange, ist, dass das Pferd mir mehr vertraut als tausend Jahre Instinkten. Sei daher immer vorsichtig und setze das junge Pferd oder Fohlen nicht zu lange unter Druck. Dies kann zu unnötigen Konflikten führen.
Es hat viele Vorteile, wenn du deinem Pferd beibringst, vertrauensvoll auf verschiedene Untergründe zu treten. Das kann eine gute Grundlage für die Zukunft sein. Etwa beim Verladen, wenn du durch Schlammlöcher oder Pfützen reiten möchtest, wenn der Reitplatzboden wechselt oder du dien Pferd über verschiedene Straßenpflaster reitest. In all diesen Situationen ist es wichtig, dass dein Pferd dir vertraut.
Bevor du mit dem Training deines Fohlens beginnst, eine Frage: Hättest du lieber eine Einladung zu einer Party, oder dass man dir befiehlt zu kommen?
Der Grund für meine Frage ist, dass meiner Meinung nach zu viel Pferdetraining darauf basiert, dem Pferd zu sagen, was es tun soll, und zu erwarten, dass es sofort richtig folgt.
Diesen eher traditionellen Trainingsansatz gibt es schon seit langem, aber ich möchte ihn in Frage stellen, damit du mit deinem Fohlen oder Jungpferd mit der richtigen Einstellung beginnst.
Das bedeutet nicht, dass ich meine Pferde nicht dazu bringe, auf dem Reitplatz oder auf Turnieren alles Mögliche zu tun, was eigentlich unnatürlich für sie ist. Aber der größte Teil meines Trainings mit meinen Pferden ist eine Einladung zu verschiedenen Übungen. Einige Beispiele: „Kannst du deine Schulter nach innen drehen?“, „Kannst du mehr Gewicht mit der Hinterhand aufnehmen?“, „Kannst du auf die Rampe des Anhängers treten?“. Dir fallen sicher noch mehr Dinge ein, die du mit deinem jungen Pferd machen möchtest. Eine Einladung zu Training oder Spiel kann uns viele schöne gemeinsame Stunden bescheren.
Es mag unklar klingen oder zumindest das Gegenteil von dominant. Ich bin allerdings eine Führungspersönlichkeit - ein klarer Mensch, der seine Pferde einlädt, mit mir zu trainieren und zu spielen. Ich bin nicht in Gefahr. Im Gegenteil, ich denke, die Gefahr entsteht, wenn wir das Pferd zu etwas zwingen und unter Druck setzen, wozu es nicht bereit ist. Aber es setzt voraus, dass du dir darüber im Klaren bist, was du von deinem Pferd willst und dass du Vertrauen in dich selbst hast. Auf diese Weise wird dein Pferd viel motivierter sein, dir zu folgen. Mit dieser Einstellung solltest du mit deinem Fohlen spielen und dein junges Pferd auf das Reiten vorbereiten. Die Beziehung, die du zwischen dir und deinem Fohlen aufbaust, ist sehr wichtig für eure zukünftige Zusammenarbeit.
Das Pferd soll lernen:
Ein Fohlen kann alle grundlegenden Signale lernen, die es auf seine Karriere als Reitpferd vorbereiten, wenn du dein Management gut durchdenkst.
Bevor du mit Halfter und Führstrick an deinem Fohlen arbeitest, solltest du zunächst an deinem Gefühl arbeiten. Auch wenn du es vielleicht nicht bemerkst, sendest du mit der Kraft deiner Hände Signale durch das Führseil. Du kannst dir ein bereits ausgebildetes Pferd ausleihen und beobachten, was zwischen euch passiert, wenn du den Führstrick stark anziehst und festhältst oder wenn deine Hände weich, entspannt sind und Kraft dosiert eingesetzt wird. Du solltest dich in jedem Fall mit weicher Hand um dein Fohlen kümmern.
Ich möchte meinem Fohlen auf sanfte Weise beibringen, mit einem Druck auf die Nase zurückzutreten. Dazu nehme ich ein weiches Seil, lege es auf den Nasenrücken des Fohlens und fordere es auf, sein Gewicht nach hinten zu verlagern. Sobald das Fohlen sein Gewicht zurückverlagert, lobe es mit Worten oder einem Leckerli. Wichtig ist hier ein gutes Timing.
Ich fordere das Fohlen auf, dies immer wieder zu tun, und bitte schrittweise darum zurückzutreten. Für manche Pferde ist Zurückweichen eine Grenzüberschreitung. Denn eigentlich ist es eine Unterwerfungsübung. Ein unsicheres Pferd oder Fohlen werde ich nie zu sehr zurückweichen lassen, denn ich möchte ein selbstbewusstes Pferd.
Als Nächstes arbeite ich mit dem Geh- oder Vorwärts-Signal. Ich lege dem Fohlen ein weiches Halfter an und stelle mich daneben. Dann bitte ich einen Helfer, sich mit der Stute ein wenig vor uns zu stellen. Der Helfer sollte auf mein Vorwärtssignal mit der Stute losgehen. Sobald sich das Fohlen vorwärtsbewegt, wird es gelobt und zum Stoppen aufgefordert. Beim Halten gibt es ein weiteres Lob für das brave Fohlen.
Denk daran, die Übung ein paar Mal zu wiederholen. Du kannst den Schwierigkeitsgrad auch erhöhen, indem du die Übung noch einmal ohne Helfer durchführst. Die Zeit, die du jetzt investierst, ist Zeit, die du in der späteren Ausbildung und beim Übergang zum gerittenen Pferd gewinnst.
Das Pferd soll lernen:
Sobald das Fohlen weiß, wie das Signal zum Vorwärtsgehen funktioniert, kann man mit ihm spielen, indem man es durch verschiedene Übungen und Aufgaben schickt.
Ich liebe die Mikado-Übung, weil ich nicht entscheiden muss, wo das Pferd seine Füße hinsetzt oder welchen Weg es durch die Übung geht. Das Fohlen soll selbständig einen Weg finden, der nicht vorgeben ist. Das gibt dem Fohlen etwas zum Nachdenken und es bekommt ein Gefühl dafür, wo es seine langen Beine platzieren sollte.
Ich bevorzuge weiche Stangen für junge Pferde, die noch weiche Hufe und Knochen haben. Es passiert nichts, wenn das Fohlen auf die Stangen tritt und die Fohlen können sich nicht verletzen.
Wenn das junge Pferd die Aufgabe zu schnell erledigt, kannst du es auffordern, langsamer zu werden und vorsichtig zu gehen. Mach die Hände weich und führe es sanft durch die Übung. Lasse es den Kopf senken und das Hindernis erkunden und gebe ihm Zeit zum Nachdenken.
Es ist eine Kunst, über einzelne Übungen zu schreiben, denn es gibt so viel zur Auswahl. Es ist einfach nicht möglich, alle Übungen zu beschreiben, die ich selbst gerne trainiere. Deshalb möchte ich dich nur daran erinnern, dass alle Pferde unterschiedliche Bedürfnisse und Herausforderungen haben. Daher ist es wichtig, auf sich selbst und das Pferd zu hören. Wenn es Übungen gibt, die ihr gerne zusammen macht, dann sind das die richtigen Übungen für euch, egal was andere denken.
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