Verfasst von Frederikke Lindenberg DVM, PhD. und Mette L. Nymand Cand. Agro.
Frühling und Herbst sind für viele mit anstrengendem Fellwechsel und umdecken verbunden. Das bedeutet viel Striegeln, Haare überall und für einige ein ständiges Auge auf die Wettervorhersage, um herauszufinden, wie dick oder dünn man sein Pferd nun eindecken soll. Für die Pferde bedeutet dies, dass sie eine ziemlich große Menge an Energie aufwenden müssen, um neues Fell zu bilden, was den Rest des Pferdekörpers beeinflusst.
Die Haare im Fell des Pferdes wachsen aus einer Ansammlung von Zellen, die als Papille bekannt sind und sich in der Unterhaut befinden. Das Haar selbst liegt in der Haarwurzel, die einen Kanal von der Papille zur Hautoberfläche bildet. Am Grund der Haarwurzel ist das Haar aktiv. Mit dem Schieben der Zellen wird es aus der Haarwurzel herausgeschoben, stirbt ab, verhornt und sieht aus wie das Haar, das wir auf dem Fell sehen.
Sowohl Menschen als auch Tiere verlieren ab und zu Haare. Das liegt daran, dass Haare in einem Zyklus wachsen, der aus drei Phasen besteht: der Wachstumsphase (anagene Phase), in der das Haar wächst, einer Ruhephase (katagene Phase), in der das Haarwachstum aufhört und es sich von der Basis der Haarwurzel löst, und der letzten Phase (telogene Phase), in der alle Zellen im Haar tot sind. Hier liegt das Haar in der Haarwurzel, bereit, herausgeschoben zu werden, wenn ein neues Haar zu wachsen beginnt.
Bei Menschen erfolgt der Haarausfall ständig und in kleinen Mengen, während er bei Pferden stärker saisonabhängig ist. Das liegt daran, dass der Haarausfall unter anderem durch die Temperatur und die Ausscheidung des Stoffes Melatonin aus dem Gehirn gesteuert wird. Melatonin steuert eine Reihe von Prozessen im Körper, einschließlich der Fruchtbarkeit und des Haarwachstums. Die Melatoninproduktion wird durch Licht gesteuert, und wenn es dunkler wird, steigt die Produktion. Am Grund der Haarwurzel befinden sich Zellen, die durch Melatonin aktiviert werden und das Haarwachstum anregen.
Kurz gesagt: Weniger Licht, mehr Melatonin, mehr Haar.
Viele der Bausteine, die zur Bildung des neuen Fells benötigt werden, benötigen extra Energie. Es ist daher wichtig, dass die Fütterung stimmt; angefangen mit dem Raufutter, dass in ausreichender Menge vorhanden sein muss und von guter Qualität – d.h., es ist nicht befangen von Schimmel, Sporenpilzen oder Staub – und dass das Krippenfutter den zusätzlichen Vitamin- und Mineralstoffbedarf des Pferdes deckt.
Zum Beispiel sind verschiedene B-Vitamine wichtig für das Haarwachstum. Die meisten B-Vitamine kann das Pferd selbst im Dickdarm mit Hilfe von faserabbauenden Mikroorganismen produzieren, vorausgesetzt, das Pferd bekommt genügend Rayfutter (ca. 1,5-2 kg/100 kg Körpergewicht) von guter Qualität. Einige der Vitamine müssen jedoch über das Mineralfutter zugeführt werden. Die Bildung von Vitamin B12 hängt zum Beispiel davon ab, dass genügend Kobalt im Darm vorhanden ist, was ebenfalls über das Futter zugeführt werden muss. In der Fellwechselzeit ist der Bedarf des Pferdes an B-Vitaminen typischerweise so groß, dass er seine Eigenproduktion übersteigt. Das kann dazu führen, dass das Pferd müde wird, da mehrere B-Vitamine auch im Energiestoffwechsel verwendet werden, und dass das Fell glanzlos wird. Es kann daher notwendig sein, für eine kurze Zeit ein B-Vitamin-Supplement zu geben, um das Energieniveau und die Arbeitsfreude des Pferdes zu unterstützen.
Da die B-Vitaminproduktion von der Fähigkeit der Darmbakterien abhängt, Fasern abzubauen, ist es auch wichtig, für ein ausgewogenes Darmmilieu zu sorgen und dass die Bakterien gut versorgt sind. Wenn man leichte Probleme mit dem Magen feststellt, wenn die Pferde zum Beispiel von der Weide in den Stall wechseln oder umgekehrt, kann man ihnen eine Zeit lang aktive Hefekultur geben. Das hilft den Darmbakterien, wieder auf den richtigen Weg zu kommen.
Nicht nur Vitamine und Mineralien sind wichtig für das Haarwachstum. Auch Protein ist notwendig, um neue, gesunde und starke Haare zu bilden. Zum Beispiel ist die Aminosäure Cystein wichtig für die Qualität des Haares. Cystein kann aus einer anderen Aminosäure, Methionin, gebildet werden, die eine essentielle Aminosäure ist, was bedeutet, dass das Pferd sie nicht selbst bilden kann, sondern sie über das Futter zugeführt bekommen muss. Daher ist es wichtig, dass das Futter einen ausreichend hohen Gehalt an Proteinen guter Qualität hat.
Wenn der Fellwechsel vorbei ist und das neue Fell gewachsen ist, kann man durch die Fütterung helfen, Haut und Haar des Pferdes gesund und stark zu halten, damit es isolieren kann und das Pferd trocken bleibt. Auch hier ist es vor allem wichtig, dass das Raufutter in Ordnung ist. Darüber hinaus kann man Öl geben, das dazu beiträgt, die Haut und das Haar glänzend und stark zu halten. Alle Zellen – auch die in der Haut und im Haar – haben eine Membran, die hauptsächlich aus Fettsäuren besteht. Indem man genügend Bausteine für die Zellmembranen sicherstellt, sorgt man dafür, dass die Zellen in der Haut und im Haar gesund und stark sind. Außerdem sind Fettsäuren ein wichtiger Teil der Fettschicht, die die Haut und alle Haare bedeckt und dazu beiträgt, dass das Fell wasserabweisend ist.
Für Pferde, die zusätzliche Unterstützung benötigen, kann man ein Öl verabreichen, das Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren enthält. Omega-3 und Omega-6 sind allgemeine Bezeichnungen für eine Reihe verschiedener Fettsäuren. Sowohl Omega-3 als auch Omega-6 sind essentielle Fettsäuren, was bedeutet, dass der Körper sie nicht selbst herstellen kann. Daher müssen sie über das Futter zugeführt werden. Omega-3 findet sich unter anderem in Leinsamenöl. Omega-6 ist hauptsächlich in Pflanzenölen, einschließlich Mais- und Sonnenblumenöl, enthalten. Denke immer daran, das Öl trocken und kühl zu lagern sowie das Haltbarkeitsdatum einzuhalten, damit es nicht ranzig wird. Ranziges Öl schmeckt schlecht und kann gesundheitsschädliche Stoffe enthalten.
Ein Mangel an Energie oder ein mattes Fell sollten nur ein Problem in einer Übergangsperiode sein, in der das Pferd mit B-Vitamin-Zusätzen unterstützt werden kann. Natürlich sollte man immer auf andere mögliche Ursachen für den Energiemangel achten, wie Übergewicht, mangelndes Training/Kondition oder die Möglichkeit einer Krankheit. Wenn du dir über den allgemeinen Zustand deines Pferdes unsicher bist, solltest du es von einem Tierarzt untersuchen lassen.