Kann dein Pferd außer Atem kommen? Es kann dazu kommen, auch wenn es in der Verfassung seines Lebens ist. Wenn dies nicht der Fall ist, kann dies ein Zeichen für Probleme mit dem Zwerchfell sein. Und das kann zu ganz anderen Herausforderungen für den Körper und die Psyche deines Pferdes führen. Wir haben mit der Tierärztin und Osteopathin Bettina Købke darüber gesprochen, wie das alles zusammenhängt.
Das versteht sich fast von selbst. Eine gute, gesunde Atmung ist für das Funktionieren des Körpers unerlässlich. Aber es geht sogar noch weiter als das. Eine gute Atmung regt unseren Körper an, gesünder, glücklicher, weniger gestresst und energiegeladener zu werden. Darüber hinaus wirkt sich eine effektive Atmung auch positiv auf die Verdauung und körperliche Beschwerden aus.
Viele Menschen können nicht richtig und tief in den Magen atmen, und das gilt auch für unsere Pferde. Eine schnelle und flache Atmung lässt den Körper nicht optimal arbeiten. Vielleicht arbeiten nur die Nacken- und Brustmuskeln, während sich Bauch, Rippen und Rücken nicht so bewegen, wie sie sollten.
"Es ist wichtig, dass das Pferd richtig atmet. Eine Möglichkeit, dies festzustellen, ist die Beobachtung der Bewegung um die Rippen. Sie sollten sich nach außen und nach innen bewegen können, und die Bewegung sollte offensichtlich sein", erklärt Bettina.
Bettina stellt häufig fest, dass eine flache Atmung bei Pferden dazu führen kann, dass sich die Rippen nicht frei bewegen. Dies kann fälschlicherweise so interpretiert werden, dass das Pferd in guter Kondition ist und daher nicht außer Atem ist.
Viele Pferde haben Probleme mit der Atmung, und dafür kann es verschiedene Gründe geben. Das Zwerchfell kann zum Beispiel durch Verspannungen, Stöße, Verdrehungen oder Stress gereizt werden. In diesem Fall zieht sich der Zwerchfellmuskel zusammen und wird steif und unbeweglich.
Aufgrund der Lage des Muskels und seiner Befestigung an der Unterseite der gesamten Lende gerät die Leiste des Pferdes unter Druck, da der angespannte Muskel nicht nachgeben kann. Dies spiegelt sich auch in anderen Teilen des Körpers wider. Und sehr oft ist es der Rücken, der in Frage gestellt wird.
"Viele Rückenprobleme bei Pferden können mit Problemen des Zwerchfells in Verbindung gebracht werden. Deshalb muss man das Zwerchfell in die Gleichung einbeziehen, wenn man ein Pferd mit Rückenproblemen hat", sagt Bettina.
Eine gute Blutzirkulation ist wichtig. Es transportiert Sauerstoff und Nährstoffe durch den Körper und optimiert u. a. die Funktion von Gehirn, Herz, Lunge, Muskeln und Verdauung.
Wenn das Zwerchfell herausgefordert wird, wirkt sich dies auf die Blutzirkulation im Körper des Pferdes aus. Sie setzt nicht nur Organe und Muskeln unter Druck, sondern kann auch ganz andere Symptome haben. Ein Beispiel dafür ist die Galle, die sich in den Beinen des Pferdes ansammeln kann.
Wenn das Zwerchfell nicht funktioniert, funktioniert normalerweise auch der Körper des Pferdes nicht. Der Körper wird unbeweglich und die Bewegungen werden steif. Zum Beispiel kann das Pferd Schwierigkeiten haben, mit den Hinterbeinen unterzutreten und seitliche Bewegungen zu machen. Also Bewegungen, die Geschmeidigkeit und Flexibilität des Körpers erfordern.
Die eingeschränkte Mobilität hat Folgen. Das Pferd muss in seinem Körper einen Ausgleich schaffen, um sich beschwerdefrei bewegen zu können, was zum Beispiel dazu führen kann, dass das Pferd eine unangemessene oder schiefe Muskulatur entwickelt. Pferde mit einem gestörten Zwerchfell haben zum Beispiel oft eine überentwickelte Muskulatur in den Hinterbeinen.
Wenn wir gestresst sind, wirkt sich das auf die Art und Weise aus, wie wir atmen, und das Gleiche gilt für das Pferd.
Und das kann in beide Richtungen funktionieren. Probleme im Zwerchfell können zu einem gestressten Pferd führen, weil es nicht richtig atmen kann. Das Pferd wird sich körperlich angespannt fühlen, was sich auf den mentalen Zustand auswirkt. Das Pferd wird gestresst, weil es einfach nicht optimal atmen kann.
Andererseits kann ein Pferd, das aus anderen Gründen gestresst ist, z. B. durch unangenehme Erlebnisse, Umzüge oder Transporte, auch Probleme mit dem Zwerchfell haben. Ganz einfach, weil es den Atem anhält, weil es gestresst ist und deshalb nicht richtig atmet. Auf lange Sicht führt dies zu Spannungen, die sich im Zwerchfell festsetzen.
Wenn das Pferd Probleme mit dem Zwerchfell hat, kann ein Dominoeffekt entstehen, der in einen Teufelskreis übergeht. Hält das Pferd den Atem an und lässt ihn nie ganz los, wird es oft müde und energielos. Sie bekommt nicht genügend Sauerstoff, und im Körper findet ein chemischer Prozess statt, der u. a. dazu führt, dass die Muskeln steif werden.
Wenn die Muskeln steif werden, werden sie unflexibel und es wird für das Pferd unangenehm, sich so zu bewegen wie früher. Wie bereits erwähnt, kann dies dazu führen, dass das Pferd Kompensationsmuster erfindet, die wiederum zu weiteren Herausforderungen führen können.
Als Reiter können wir unseren Teil dazu beitragen, das Zwerchfell des Pferdes zu stören. Wenn das Pferd zum Beispiel den Kopf von dir wegdreht, wenn du aufsteigst, um ein Leckerli zu holen, kannst du die Wirbel sehr leicht manipulieren. Ein oder mehrere Wirbel können verschoben sein, und da sie direkt mit den Rippen verbunden sind, können wir unbewusst die Fähigkeit des Pferdes, optimal zu atmen, beeinträchtigen.
Bettina empfiehlt daher, dass wir als Reiter immer darauf achten, dass das Pferd geradeaus oder zu uns schaut, wenn wir in den Sattel steigen.
Einem herausgeforderten Zwerchfell kann geholfen werden, aber das geht laut Bettina nur durch eine ganzheitliche Behandlung. Zu den Fachleuten, die dafür ausgebildet sind, das Ganze zu betrachten und aus dieser Perspektive zu behandeln, gehören Tierärzte, die die Weiterbildung zum Pferde Osteopathen EDO® absolviert haben.
"Man muss immer alle zusammenhängenden Strukturen prüfen, sonst hat die Therapie keinen langfristigen Effekt. Es macht zum Beispiel keinen Sinn, nur die Lendenwirbelsäule zu reparieren", erklärt Bettina.
Mit anderen Worten: Es braucht den richtigen Fachmann, um einem Pferd mit Zwerchfellproblemen zu helfen. Jemand, der ganzheitlich arbeitet und in der Lage ist, das ganze Pferd zu beurteilen und die Ursache zu behandeln, anstatt nur die Symptome. Nicht nur die oberflächlichen Strukturen, sondern auch tief im Inneren des Pferdes.
"Wenn die Organe nicht in der richtigen Position sind, kann dies auch zu Problemen im Zwerchfell führen, da es sich dann zu weit nach hinten im Pferd bewegen kann", erklärt Bettina.
Bettina erklärt auch, dass der 3. bis 5. Halswirbel mit dem Zwerchfell zusammenhängt. Eine Steifheit in diesem Bereich kann also auch ein Symptom für ein Problem im Zwerchfell sein.
Kurz gesagt: Alles ist miteinander verbunden.