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Pferde(ver)kauf ohne Reue  

Foto: Canva Pro

Was gibt es zu beachten, wenn man Pferde kaufen oder verkaufen möchte?

Ein Pferd zu kaufen oder zu verkaufen, ist häufig eine schwierige und emotionale Entscheidung. Der Grund für den Verkauf ist nicht immer die wirtschaftlich schlechte Situation. Es kann die Einsicht sein, dass es bestimmt jemanden gibt, der besser zu dem Pferd passt als man selbst. Oder die Lebensumstände ändern sich. Bei Züchtern und Händlern ist es die Sicherung des Lebensunterhalts. Egal, welcher Grund dazu führt, sich von einem Pferd zu trennen oder sich einen neuen Partner an die Seite zu holen es gibt einiges, was dabei zu beachten ist, damit die Transaktion in welche Richtung auch immer zum Erfolg wird. Wir haben mit dem Unternehmen gesprochen, das die größte Plattform für den Pferdehandel in Deutschland und Europa ist.

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Zahlen, die beeindrucken

Ehorses ist so gut wie jedem, der sich in der Pferdebranche bewegt, ein Begriff. Mit einem Gesamthandelsvolumen von mehr als 800 Millionen Euro werden auf der Internetplattform Käufer und Verkäufer erfolgreich zusammengeführt. Gegründet wurde ehorses 1999 als erster Pferdemarkt im Internet. 2011 übernahmen die NOZ (Neue Osnabrücker Zeitung) und 2012 kam Ulrich Kasselmann mit in das Unternehmen. Heute ist der Sitz auf dem Rittergut Osthoff bei Osnabrück und aus dem Startup ist Europas führender Pferdemarkt geworden.

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Die Zahlen beeindrucken: In den letzten Jahren wurden durchschnittlich 250 Pferde pro Tag neu in das Portal eingestellt. Etwa alle 18 Minuten wird ein Pferd über ehorses verkauft, das sind rund 70 Pferde pro Tag. „In den Hochzeiten von Corona beobachteten wir, dass die Menschen durchaus bereit waren, mehr Geld für ein Pferd auszugeben als zuvor. 2020 wurden Pferde für insgesamt 683 Mio. Euro über uns verkauft, 2021 waren es 844 Mio. Euro. Auch die Tage bis zum erfolgreichen Verkauf verkürzten sich von 2020 57 Tage auf 2021 35 Tage“, erklärt Lena Büker, Geschäftsführerin von ehorses seit 2011. „In den letzten Monaten können wir feststellen, dass ca. 100 Pferde mehr täglich auf den Markt kommen als zuvor. Die Nachfrage jedoch bleibt konstant.“ Ob das der Tatsache des steigenden wirtschaftlichen Drucks auf die Haushalte geschuldet ist, vermag Lena Büker aber nicht mit Sicherheit zu sagen.

Rund 80% der Anbieter sind privat, 20% „gewerblich“. Die Käufer-, und auch die Verkäuferstruktur ist inzwischen sehr international. Mehr als die Hälfte der Inserate, die eingestellt werden, stammen aus dem Ausland. „Die Tendenz der ausländischen Seitenaufrufe ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Inzwischen sind über 50% der rund 4,9 Millionen monatlichen Zugriffe auf unsere Seite aus dem Ausland“, sagt Katja Möllerherm, Head of Customer Care & Service bei ehorses. „Damit sind wir tatsächlich die stärkste Internetplattform des Reitsports in Deutschland, und wir bemerken, dass der Markt immer europäischer wird.“

Auch wenn man unter den angebotenen Pferden Vertreter (fast) aller Rassen findet, ist das Warmblut an führender Position. Und es zeigt sich, dass auch Pferde mit Potential im Netz ihre neuen Besitzer finden. „Staatsprämienstute Schöne Scarlett, die unter Helen Langenhanenberg in der Dressur hoch erfolgreich ist, wurde zweijährig über uns verkauft“, erinnert sich Lena Büker. Inzwischen stellen Vermarktungsplätze wie die Deutschen und internationalen Zuchtverbände, wie zum Beispiel die ANCCE (Zuchtverband für spanische Pferde) und viele namhafte Züchter ihre Verkaufspferde bei ehorses ein. Für den Käufer hat es den großen Vorteil, dass er in Ruhe stöbern und vergleichen kann. Mit der detaillierten Suche lässt sich das gewünschte Pferd ziemlich genau aus der Masse herausfiltern und die Kontaktaufnahme zum Käufer ist einfach und unkompliziert.

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Tipps für den Pferdekauf

Gehen wir davon aus, dass du weißt, wo du dein neues Pferd unterbringen und welche Kosten, inklusive Hufschmied, Tierarzt, Trainer, Equipment etc. regelmäßig auf dich zukommen und wieviel Zeit du täglich für die Versorgung und Bewegung des Pferdes benötigst. Dann gilt es, weitere Rahmenbedingungen festzulegen und Tipps, die du beachten solltest:

  1. Schätze dein reiterliches Können schonungslos ehrlich ein. Es hilft nichts, wenn du mit deinem neuen Partner nicht zusammenwachsen kannst, weil ihr beide über- oder unterfordert seid. Lasse dich von einer erfahrenen Person beraten, wenn du dir nicht sicher bist.
  2. Denke über deine eigene körperliche Voraussetzungen nach. Wenn du nur 1,60 m groß bist, ist ein Pferd mit 175 cm Stockmaß, sicher nicht der optimale Match (wobei hier nicht gesagt ist dass es nicht auch solche Paare gibt die zufrieden und erfolgreich sind). Gleiches gilt umgekehrt – mit 1,80 Metern Körpergröße ist ein Endmaßpony auch nicht das Richtige, selbst wenn man gertenschlank ist und das Pferd einen problemlos tragen könnte.
  3. Definiere dein Ziel. Möchtest du sichere und gemütliche Ausritte machen oder eher auf dem Turnierplatz die Wochenenden verbringen. Wer sein Pferd nach guter Überlegung aussucht, erspart sich viel Frust. Denn egal, wie verliebt man beim ersten Anblick sein mag, erfüllt der Partner dauerhaft die Erwartungen nicht, weil er es einfach nicht kann, ist Unzufriedenheit vorprogrammiert.
  4. Schätze deine Ambitionen richtig ein. Bist du bereit, den langen Weg der Ausbildung mit deinem Pferd (und Trainer) über Jahre hinweg zu gehen oder fehlt hierzu die Geduld (und vielleicht auch das Können)? Danach musst du entscheiden, ob du mit einem Jungpferd glücklich wirst, oder doch lieber ein weiter ausgebildetes Pferd ins Visier nehmen.
  5. Mach nicht alles am Kaufpreis fest. Viel stärker als die Kosten für die Anschaffung schlagen später die laufenden Kosten zu Buche. Natürlich hat jeder ein gewisses Budget im Kopf, was er/sie bereit ist für ein Pferd zu zahlen. Aber du solltest dir darüber bewusst sein, dass es kein über Jahre sorgfältig aufgezogenes, fachmännisch liebevoll ausgebildetes und noch dazu rund herum gesundes Pferd zum Schnäppchenpreis geben kann. Ein solches Pferd hat seinen Preis.
  6. Wenn du dein potenzielles Traumpferd gefunden hast, nimm Kontakt zu dem Verkäufer auf. Ein reeller Verkäufer wird dir immer deine Fragen beantworten, gegebenenfalls zusätzliche Videos oder Fotos schicken und sich Zeit für dein Interesse nehmen. Auch ist es grundsätzlich möglich, nach Terminabsprache einen Kennlerntermin zu vereinbaren, wobei hier darauf hingewiesen sei, dass manche Verkäufer Geld fürs Probereiten nehmen. Das kann man durchaus verstehen. Zu viele „Fake-Käufer“ nutzen Probereiten als kostenfreie Reitstunde. Kommt es zum Kauf, wird der Preis sicher verrechnet.
  7. Nimm jemanden mit, der sich mit Pferden auskennt. Selbst wenn du kein Neuling bist – vier Augen sehen mehr als zwei. Am besten natürlich, du bist in Begleitung deines Trainers. Er/Sie kann meistens am besten einschätzen, ob die Paarung passt und sich eventuell auch selbst auf das Pferd setzen. Probiere das Pferd so, wie du es nutzen möchtest. Reite eine Runde aus, wenn du ein Geländepferd suchst und springe ein bisschen mit einem Springpferd.
  8. Achte darauf, das Pferd genau untersuchen zu lassen. Spare nicht an der Ankaufsuntersuchung (AKU). Niemand kann in ein Pferd hineinsehen, daher ist es umso wichtiger, so viel wie möglich über den Gesundheitszustand herauszufinden. Einschränkungen bedeuten nicht immer gleich das Aus für den Kauf. Es gibt gesundheitliche Mängel, mit denen man durchaus leben kann. Hier ist es notwendig, einen Tierarzt des Vertrauens an seiner Seite zu haben und sich beraten zu lassen.
  9. Die Kosten für die AKU liegen grundsätzlich beim Auftraggeber. Es ist empfehlenswert, die Ankaufsuntersuchung zu beauftragen, da man so die Wahl des untersuchenden Tierarztes hat.
  10. Ist die Entscheidung zum Kauf gefallen, solltest du einen sicheren Kaufvertrag mit dem Verkäufer abschließen. Auch wenn heute noch der Handschlag als Besiegelung des Kaufs gilt, ist man mit einem Kaufvertrag durchaus besser bedient. Auch werden im Kaufvertrag klar die Zahlungsmodalitäten und die Herausgabe der Papiere wie etwa Equidenpass und Eigentumsurkunde geregelt.
  11. Wenn alles geklärt ist, dann steht dem Umzug des Pferdes in den neuen Stall nichts mehr im Wege. Ob man das Pferd selbst abholt, der Verkäufer es bringt oder ein Transportunternehmen beauftragt wird, ist je nach Strecke und Verfügbarkeit von passendem Anhänger sowie Führerschein abhängig.

Tipps für den Pferdeverkauf

In den wirtschaftlich unsicheren Zeiten kann es passieren, dass man zum Verkauf seines Pferdes gezwungen wird. Damit dies so gut wie möglich funktioniert, gibt es ein paar Dinge, die Sie beachten sollten:

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  1. Erster Schritt, wenn man ein Pferd online verkaufen möchte, ist die Gestaltung einer ansprechenden Anzeige mit aussagekräftigem Text, guten Fotos und Videos. Die Fotos sollten scharf und das Pferd gut zu erkennen sein. Die Videos zeigen idealerweise alle drei Grundgangarten. Den Text sollten sie so detailliert wie möglich schreiben und dabei an alle relevanten Daten (Größe, Alter, Abstammung, Ausbildungsstand, Turniererfolge etc.) denken.
  2. Achte bei der Verwendung von Fotos und Videos auf Urheber- und Persönlichkeitsrechte. Nur wenn die Personen damit einverstanden sind, darfst du deren Fotos nutzen bzw. die Personen zeigen. Bei Beschwerden sind Internetplattformbetreiber rechtlich gezwungen, die Bilder sofort und ohne Prüfung zu entfernen.
  3. Gib deine Kontaktdaten am besten mit Telefonnummer (unter der du am häufigsten erreichbar bist) und E-Mail an. Wenn du das Telefon einmal nicht gehört hast, rufe zurück, denn es war vielleicht ein potenzieller Käufer.
  4. Sei offen und ehrlich und gib ausführlich Auskunft, verschweige auch keine Eigenarten, Schwierigkeiten oder Mängel des Pferdes. Der Interessent kann sich so darauf einstellen, und sollte er / sie zum Probereiten oder Ansehen kommen, hast du definitiv Vertrauen geschaffen.
  5. Ermögliche auch einen zweiten oder dritten Besuch. Leider kommt es gerade bei den besseren Dressurpferden immer häufiger „in Mode“, so zu tun, als sei man Käufer, um sich auf die Weise kostenfreies Reiten zu erschleichen. Du kannst dem entgegenwirken, indem du Geld fürs Probereiten nimmst, das du selbstverständlich bei Kauf anrechnest.
  6. Lass dem Käufer in jedem Fall die freie Tierarztwahl für die Ankaufsuntersuchung, achte nur darauf, dass auch der Käufer den Tierarzt beauftragt, denn der Auftraggeber zahlt.
  7. Schließe einen schriftlichen Kaufvertrag, denn das sichert beide Seiten ab. Nimm hier auch etwaige Mängel mit auf, um späteren Nachforderungen zu entgehen. Wenn du dir unsicher bist, manche Plattformen bietet über einen Partner einen Service, bei dem man sich für kleines Geld einen rechtssicheren Vertrag erstellen lassen kann.
  8. Akzeptiere keine Schecks. Wenn diese gefälscht oder nicht gedeckt sind und das Pferd bereits weg ist, hast du keine Handhabe.
  9. Hebe sämtliche Dokumente in Kopie auf, nur für den Fall, dass es später zu Beanstandungen kommt.
Pferd und Trailer
Foto: Kamila Tworkowska

Weitere Marktplätze

Abseits des Internets gibt es noch eine Reihe von Möglichkeiten, Pferde zu kaufen oder verkaufen.

Vermittler

Wenn du keine Zeit oder keine Nerven hast, einen Pferdekauf oder Verkauf von A bis Z selbst zu organisieren, bist du bei den Vermittlern an der richtigen Stelle. Vermittler bringen Käufer und Verkäufer gezielt zusammen. Sie wissen meist, wo gute Pferde stehen, die unter Umständen gar nicht öffentlich angeboten werden. Nach den individuellen Käuferwünschen wird dann eine sorgfältige Auswahl getroffen. Vor allem, wenn man sich für weit ausgebildete Pferde oder Jungpferde mit Potential und bestimmter Abstammung interessiert, kann dies ein guter (und zeitsparender) Weg sein. Auch für Verkäufer qualitativ hochwertiger Pferde lohnt sich die Kontaktaufnahme, da Vermittler oft über die ganze Welt vernetzt sind.

Auktionsplätze

Zuchtverbände, Gestüte, Sportler – es gibt übers Jahr hinweg unzählige Auktionen für die verschiedensten Zielgruppen. Angeboten werden Fohlen, tragende Stuten, Hengste, Sportpferde aller Disziplinen, Freizeitpferde, Ponys, Spezialrassen, was auch immer. Der Vorteil bei der Auktion ist, dass die Pferde in fast allen Fällen gesundheitlich gecheckt sind und ein Lot angeboten wird, das einer bestimmten Zielgruppe gerecht wird. Man kann die Reitpferde meist vorher ausprobieren und bekommt bereits eine sorgfältige Auswahl angeboten, die durch Fachleute selektiert wurde. Nachteil sind die anfallenden Zusatzkosten durch die Auktions- bzw. Kommissionsgebühren, ggf. Versicherung und die jeweiligen Steuern, falls es kein Privatverkauf war, da die Zuschlagspreise Nettopreise sind.

Pferdemärkte

Viele Pferdemärkte gibt es nicht mehr und das auch mit gutem Grund. Wer auf dem Pferdemarkt seinen neuen Stallbegleiter sucht, spielt mit dem Feuer. Hier werden zwar häufig sehr viele verschiedene Pferde aller Rassen und Altersstufen zu günstigen Preisen angeboten, aber der Kauf läuft im ziemlichen Blindflug ab. Keine Möglichkeit, das Pferd in Halle, auf dem Reitplatz oder im Gelände in Ruhe auszuprobieren. Keine Chance auf eine verlässliche Ankaufsuntersuchung. Und keinerlei Gewähr, dass man nicht doch nachgeholfen hat, dass das Pferd so brav dasteht. Natürlich gibt es auch ehrliche Verkäufer und Käufer, die tatsächlich ein Pferd auf einem Pferdemarkt gefunden haben, aber man sollte trotzdem achtsam sein.

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