Kissing Spines wurde viele Jahre lang als so gut wie ein Todesurteil für das Pferd angesehen. Das ist jedoch zum Glück nicht mehr der Fall. Tierärzte sind heutzutage in der Lage, die Erkrankung erfolgreich zu behandeln. Kissing Spines, was als Bezeichnung für eng benachbarte Dornfortsätze gilt, ist eine vergleichsweise normale Erkrankung, die ein Pferd problemlos haben kann, ohne Schmerzen zu verspüren. Hier in der Redaktion haben wir selbst ein ehemaliges "Kissing-Pferd", das im Jahr 2015 erfolgreich operiert wurde. Wir möchten die Geschichte gerne mit euch teilen und die Bilder zeigen, die während des Eingriffs aufgenommen wurden. Heute lebt das Pferd auf den Bildern in bester Verfassung und ist 17 Jahre alt.
Obwohl Operationen heute erfolgreicher sind als je zuvor, empfiehlt Hørsholm Hestepraksis (Pferdeklinik), dass man es mit einer anderen Behandlungsmethode versucht, bevor man sich für eine Operation entscheidet. Bei Pferden, die nur leicht betroffen sind, kann oft schon eine Änderung des Trainings ausreichen.
Das operierte Pferd war ein Dänisches Warmblut. Es zeigte Symptome von Rückenschmerzen beim Satteln, Aufsteigen und Reiten. Es hatte Gurtzwang, bewegte sich steif, machte einen Katzenbuckel und konnte sogar bocken, wenn der Reiter aufstieg - aber nicht immer. Generell zeigte es eine mäßige Abneigung gegen das Gewicht eines Reiters auf dem Rücken.
Auf Röntgenbildern wurde festgestellt, dass das Pferd an einigen Stellen im Rücken eng benachbarte Dornfortsätze hatte. Besonders zwei dieser Fortsätze drückten stark aufeinander, und auf den Röntgenbildern war eine deutliche Entzündung zu sehen. Leider haben wir keine Möglichkeit, diese Röntgenbilder zu zeigen, aber es gab keinen Zweifel daran, dass zwei Dornfortsätze sich gegenseitig stark beeinträchtigten. Das Pferd zeigte außerdem Anzeichen von starken Rückenschmerzen, als der Tierarzt die Muskulatur und die Wirbelsäule abtastete.
Quelle: Netdyredoktor.
Die Entscheidung, das Pferd operieren zu lassen, war nicht einfach, da es auch für das Pferd strapaziös ist. Obwohl die Röntgenbilder Entzündungen zeigten, gab es keine Garantie dafür, dass die Dornfortsätze tatsächlich das Problem waren. Und so kostet eine solche Operation trotzdem eine ordentliche Summe Geld. In diesem Fall gab es eine Gesamtrechnung von knapp 4000 Euro - und das war 2015. Zum Glück gab es eine Versicherung, die den Großteil abdeckte. Und so wurde die Entscheidung getroffen.
Als das Pferd operiert werden sollte, wurde es abends in die Klinik gebracht und am folgenden Vormittag operiert. Der Eingriff erfolgte, indem das Pferd in Narkose versetzt wurde und ein Tierarzt den Dornfortsatz (der die Form einer Kreditkarte hat) mit einer Art Zange herausgeschnitten hat. Der Dornfortsatz wurde also nicht in einem Stück entfernt.
Nachdem das Pferd genäht worden war, wurde es in eine Aufwachbox gelegt. Das Aufwachen nach der Narkose kann für das Pferd recht intensiv sein, da es in Panik geraten kann, wenn es nicht weiß, was um es herum passiert. Man kann es tatsächlich gut mit dem benommenen Zustand vergleichen, den wir Menschen erleben, wenn wir unter Narkose waren – nur mit einem starken Fluchtinstinkt obendrauf. Glücklicherweise kam das Pferd in diesem Fall mit einem verlorenen Eisen und ohne Kratzer davon.
Am Abend nach der Operation durfte das Pferd besucht werden, und es schien unter den Umständen glücklich und zufrieden zu sein. Die Wunde wurde täglich gereinigt, und nach ein paar Tagen wurde das Pferd nach Hause gebracht.
Anschließend musste die Wunde täglich vom Besitzer gereinigt werden, und die Fäden wurden nach einer Woche vom Tierarzt gezogen. Das Pferd stand in der Box und erhielt Schmerzmittel, wurde jedoch ein- bis zweimal täglich geführt. Nach ein paar Wochen in der Box durfte es in einen kleinen Krankenauslauf. Hier war es wichtig, dass es sich nicht wälzte. Zum Glück war das kein Problem. Auf dem folgenden Bild kannst du eine Röntgenaufnahme des Rückens des Pferdes nach der Operation sehen.
Die größte Herausforderung nach der Kissing-Spines-Operation war das Rehabilitationsprogramm. Dies erforderte Geduld – eine Menge Geduld. Es vergingen vier Monate von der Operation, bis das Pferd wieder einen Reiter tragen konnte. In diesen vier Monaten durfte das Pferd in den ersten Wochen nur im Schritt geführt und longiert werden, ohne Gewicht auf dem Rücken. Dann folgten Trab und Galopp mit allmählich zunehmender Gewichtsbelastung auf dem Rücken. Es war eine große und kreative Aufgabe, eine Art Gewicht zu finden, das während des Trabs und Galopps auf dem Rücken des Pferdes bleiben konnte.
Nach zahlreichen Versuchen mit Sandsäcken und Holzpelletsäcken stellte sich heraus, dass zwei Einkaufsnetze, gefüllt mit Plastiktüten voller Holzpellets, am besten funktionierten. Diese wurden am Boden zusammengenäht, über den Sattel gehängt, die Griffe um den Bauch des Pferdes gebunden und alles zusätzlich mit Strohschnur festgebunden, um es gut zu fixieren. Ein paar Wochen später wurden Steine in die Säcke gelegt, um sie etwas schwerer zu machen. Diese Art der Belastung funktionierte bis 15 kg erreicht waren, danach ließ es sich nicht mehr sicher auf dem Pferderücken befestigen.
Nach vier Monaten konnte der Reiter sich wieder aufsetzen und das Rehabilitationsprogramm fortsetzen. Das Pferd war nach 6 Monaten voll funktionsfähig und lebt heute, mit 17 Jahren, in bester Verfassung. Es besteht kein Zweifel, dass die Operationsnarbe es überhaupt nicht stört. In diesem Fall war eine Operation also die richtige Wahl. Es erfordert Entschlossenheit, vielleicht eine gute Versicherung und eine Menge Geduld. Aber denk daran, dass jeder Fall und jedes Pferd individuell ist und es keine Garantie gibt.