Alternative Behandlungsmethoden werden immer beliebter, nicht nur bei Menschen, sondern auch bei unseren vierbeinigen Freunden - und Pferde sind keine Ausnahme. Osteopathie, kraniosakrale Therapie und Lasertherapie sind mittlerweile gut bekannte Behandlungsmethoden, aber was kann dieses sogenannte Kinesiotaping? Ist das nicht nur Hokuspokus? Wir werden dir hier eine gründliche Überblick zu dem Thema geben.
Kinesiotaping wird besonders von Physiotherapeuten eingesetzt, um Sportler und andere Personen mit Verletzungen zu behandeln, um den natürlichen Heilungsprozess des Körpers zu fördern und Muskel- und Gelenkschmerzen, Krämpfe und Steifheit zu lindern. Und obwohl es vielleicht ein wenig nach Hokuspokus klingt, handelt es sich nicht unmittelbar um eine Art "Zauberpflaster". Stattdessen steckt eine ziemlich vernünftige und sehr anerkannte Technik dahinter.
Sowohl das Tape als auch die dahinterstehende Technik wurden von einem japanischen Chiropraktiker entwickelt, um die körpereigenen Selbstheilungskräfte zu stärken. Das Tape kann auf der Haut - zumindest bei Menschen - bis zu einer Woche haften und soll Wasser gut standhalten können.
Das Tape besteht aus Baumwolle und Acryl und funktioniert, indem es in beide Richtungen dehnbar ist. Wenn es gedehnt und dann zusammengezogen wird, kann es wie eine zusätzliche Hautschicht wirken, die das darunter liegende Gewebe zusammenzieht und auf diese Weise unter anderem ein Gefühl der Schmerzlinderung und erhöhten Flexibilität vermittelt.
Korrektes Kinesiotaping soll ...
Das Gleiche gilt natürlich auch für Pferde - aber doch auch wieder nicht. Denn es ist definitiv etwas anders, das Fell eines Pferdes im Vergleich zur Haut eines nackten Menschen zu tapen. Aus diesem Grund gibt es spezielle Versionen des Tapes, die für Pferde entwickelt wurden. Zum Beispiel stellt Back on Track ein Tape her, das keramische Partikel enthält und angeblich sowohl für Pferde, Hunde als auch Menschen verwendet werden kann - eine Tatsache, die wir vielleicht etwas skeptisch sehen. Die Pferdephysiotherapeutin Katja Bredlau-Morich empfiehlt die Verwendung von Equi-Tape, einer Art Kinesiotape, das robuster ist und besser am Fell des Pferdes haftet als herkömmliches Kinesiotape. Es gibt auch noch stärkeres Tape wie Rock Tape. Malgré Tout hat selbst versucht, herkömmliches Kinesiotape zu verwenden, das auch von Sportlern verwendet wird. Und hier können wir nur feststellen, dass es nicht stark genug ist. Es lässt sich leicht anbringen, fällt jedoch genauso schnell wieder ab. Daher solltest du definitiv Katjas Empfehlung folgen.
Die Anbringung von Kinesiotape auf einem Pferd erfordert ein gründliches Verständnis seiner Anatomie, ansonsten kann es nutzlos sein. In ihrem Buch "Kinesiology Taping for Horses" gibt Katja eine umfassende Anleitung dazu, wie normale Pferdebesitzer Kinesiotape auf ihre Pferde anwenden können. Leider vermittelt sie dabei nur begrenzt Wissen über die Zusammensetzung des Pferdekörpers, das notwendig ist, um das Kinesiotape richtig anzuwenden. Abgesehen davon, schauen wir uns an, was sie in ihrem Buch genau schreibt.
Grundsätzlich teilt Katja ihre Techniken auf in das Tapen der Muskeln, des Bindegewebes (Faszien), der Lymphbahnen, von Narben, Hämatomen und Sehnen bei Pferden. Darüber hinaus erläutert sie die Verwendung von Taping zur Dekompression und Stabilisierung. Wir können natürlich nicht alles wiedergeben, was sie schreibt, aber wir werden kurz erklären, wie man laut ihrer Anleitung das Kinesiotaping der Muskeln eines Pferdes durchführt.
Bevor du einen Muskel tapst, musst du genau wissen, wo er an den Knochen ansetzt. Dies kannst du in der Regel nachschlagen - oder noch besser: du kannst deinen Tierarzt oder Physiotherapeuten deines Pferdes fragen.
Bevor du dich mit Schere und Tape bereitstellst, sollte der Muskel aktiviert und idealerweise massiert werden. Wenn du beispielsweise den Trizeps deines Pferdes tapen möchten, sollte die Muskelgruppe gedehnt werden, indem du dich vor das Pferd stellst und seine Vorderbeine so weit wie möglich streckst. Der Zug sollte idealerweise etwa 30 Sekunden gehalten werden.
Nachdem du dies getan hast, schneidest du zunächst die Kanten des Tapes rund, damit sie nicht abstehen. Dann trägst du das Tape (das immer noch auf der Rolle ist) in einem Stück von 5-7 cm Länge auf. Dies sollte genau dort erfolgen, wo der Muskel am Knochen ansetzt. Dieser Teil des Tapes sollte nicht gedehnt werden. Reiße langsam das Papier von der Unterseite des Tapes ab, während du es in Richtung des Haarwuchses festreiben. Dieses Stück Tape sollte ausschließlich als eine Art Haftung dienen.
Erst jetzt solltest beginnen, am Tape zu ziehen. Halte die Hand dort fest, wo das Tape auf dem Fell des Pferdes haftet, und ziehe das Tape heraus, während du mit der anderen Hand über das ausgestreckte Tape in Richtung des Haarwuchses gleitest, damit es haften bleibt. Wenn du wieder an den Punkt gelangst, an dem der Muskel am Knochen haftet, lasse erneut den Zug los und lasse 5-7 cm als Haftung stehen.
Jetzt musst du nur noch das Tape von der Rolle abschneiden, die Kanten rund schneiden und die Haftung am Fell festreiben. Der Teil des Tapes, den du herausgezogen hast, sollte sich hoffentlich zusammenziehen, während er haften bleibt. Wenn dies geschieht und das Tape an Ort und Stelle bleibt, hast du alles richtig gemacht. Beachte insbesondere, die Richtung des Haarwuchses und, dass das erste und letzte Stück des Tapes ohne Dehnung haften lässt.
Wir glauben daran, dass Kinesiotaping etwas Gutes für unsere Pferde bewirken kann. Es muss jedoch richtig gemacht werden und mit einem dafür vorgesehenen Tape. Und obwohl man vieles nachlesen kann und es Spaß macht, selbst ein wenig damit zu experimentieren, müssen wir wohl akzeptieren, dass "normale Pferdeleute" unsere Pferde nie so präzise und effektiv tapen können wie Profis. Aber ist es nicht gerade deshalb, dass wir unsere Tierärzte, Pferdephysiotherapeuten und andere Fachleute haben? Wenn dies von ausgebildeten Tierärzten durchgeführt wird, glauben wir jedenfalls nicht, dass es Hokuspokus ist, sondern eine Behandlungsmethode, die es wirklich verdient, verbreitet zu werden. Und dies sollte von Personen durchgeführt werden, die wissen, worum es geht. Was meinst du?
Quelle: Bredlau-Morich, Katja (2017). Kinesiology Taping for Horses. USA: Horse and Rider Books.