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Vorbereitung der Stute auf die Trächtigkeit

Trächtige Stute. Foto: Canva Pro

Für viele Pferdebesitzer ein Traum: Ein Fohlen aus der eigenen Stute. Wie vieles im Leben sollte Pferdezucht allerdings nicht „mal soeben nebenbei“ geschehen, sondern sorgfältig geplant werden. Welche Punkte es im Einzelnen zu beachten gibt, haben wir hier zusammengefasst.

Es fängt damit an, zu entscheiden, ob das Fohlen ins Zuchtbuch eines Verbandes eingetragen werden soll oder nicht. Wenn ja, müssen die Züchter Mitglied im entsprechenden Zuchtverband sein und auch die Stute muss eine Zuchtbescheinigung besitzen. Die Eintragung ins Zuchtbuch sollte, ist das Ziel nicht nur die Zucht des Fohlens für den eigenen Bedarf, auf jeden Fall in Betracht gezogen werden. Potenzielle Käufer legen häufig großen Wert auf die Abstammung. 

Um die Stute ins Zuchtbuch eintragen zu lassen, benötigt man eine Zuchtbescheinigung. Pferde, die über einen Zuchtverband registriert sind, haben im Equidenpass den Passus „Inklusive Zuchtbescheinigung“. Sollte dies nicht der Fall sein, so ist das Pferd dem Verband vorzuführen und wird dort beurteilt. Bekommt die Stute die Zuchtbescheinigung kann sie beim Zuchtverband eingetragen werden. Dies ist schon allein deswegen wichtig, weil viele Hengste nur ordnungsgemäß eingetragenen Stuten zugänglich sind. Hintergrund ist, dass gewisse Kriterien eingehalten werden und gezüchtet und nicht einfach nur vermehrt werden soll.

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Eignung

Dann sollte die Stute sehr ehrlich beurteilen werden. Eine gesunde Stute mit gutem Exterieur hat die größten Chancen auch ein gesundes Fohlen zur Welt zu bringen. Stuten mit chronischen Erkrankungen, Exterieurmängeln, schwierigem Charakter und Sozialverhalten oder schlechten Reiteigenschaften bilden nicht die optimale Grundlage für gesunden Nachwuchs und ein später verlässliches Reitpferd. Auch sollte die Stute nicht zu alt sein, da eine Trächtigkeit definitiv eine Belastung ist und die Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter abnimmt. Das Höchstalter für eine erste Bedeckung lässt sich zwar nicht genau

festlegen, aber ab dem 14. Lebensjahr kann davon ausgegangen werden, dass die Trächtigkeitsrate abnimmt. Grund ist, dass die Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter nicht mehr so gut funktioniert. Auch bei der Geburt können eher Probleme auftreten. Muss eine Stute aus Krankheitsgründen länger pausieren oder sogar ganz aus dem Sport genommen werden, sollte mit dem Tierarzt grundsätzlich geklärt werden, ob die Erkrankung die Trächtigkeit der Stute einschränkt oder sie selbst, etwa bei Sehnenschäden oder Gelenksproblemen, dadurch zu sehr belastet wird.

Den Charakter der Stute können die Besitzer meist sehr gut einschätzen, gehen sie doch täglich mit dem Pferd um. Die körperlichen Merkmale sind aber gerade für „Zucht-Neulinge“ schwer zu erkennen. Hier ist es immer ratsam, sich zur Beurteilung der Stute fachmännischen Rat zu holen.

Rosse

Die Rosse bezeichnet die Phase, in der die Stute paarungsbereit ist. Dies zeigt sie deutlich durch ein bestimmtes Verhalten: So duldet die Stute in der Rosse nicht nur die Nähe eines Hengstes, sondern drängt nach Möglichkeit sogar aktiv zu ihm hin. Hat die Stute Kontakt zu dem Hengst, stellt sie die Hinterbeine breit, hebt den Schweif und hält ihn zur Seite („Blitzen“). 

Ist kein Hengst in der Nähe, durch den sich der Rossezustand der Stute zweifelsfrei zeigt, fällt doch meist geändertes Verhalten auf. So sind Stuten in der Rosse oft schwerer zu reiten, zum Teil widersetzlich und im Umgang gereizt und zickig. Die Rosse beginnt mit dem Reifen des Follikels und klingt nach der Ovulation wieder ab. Die Ovulation findet im letzten Drittel der Rosse statt. Der optimale Belegungszeitpunkt ist ein Tag vor Ende der Rosseerscheinungen (Duldungsphase). Die sichtbare Rossedauer schwankt bei den Stuten sehr stark zwischen drei bis zehn Tagen.

Gesundheitsmanagement 

Der Stall, in dem die Stute zu Hause ist, muss gutes Infektionsschutz- und Impfmanagement haben. Regelmäßige Wurmkuren, Tetanus-, Influenza- und vor allem Herpes-Impfungen sind wichtig, und zwar nicht nur bei der einzelnen Stute, sondern für den gesamten Bestand. Weiterhin ist zu beachten, dass die Stute nicht unnötig gestresst ist. Eine stabile Herdenstruktur, viel Zeit im Sozialverband auf der Wiese, erfüllte Grundbedürfnisse nach Licht, Luft und Bewegung müssen gesichert sein. Stallwechsel oder lange Transporte kurz vor der Bedeckung / Besamung sollten vermieden werden.

Die tierärztliche Untersuchung ist der nächste Schritt. Mit der Zuchttaug-lichkeitsuntersuchung wird die gesundheitliche und geschlechtliche Eignung der Stute auf erkennbare Probleme geprüft. Der Tierarzt untersucht gründlich gynäkologisch – die äußeren und inneren Geschlechtsorgane, aber auch die Beschaffenheit der Schleimhaut und die Milchdrüsen. Dann folgt eine Tupferprobe aus Scheide oder Muttermund, um eventuellen Infektionen (vor allem beim Natursprung) aber auch Entzündungen der Gebärmutter zu vorzubeugen. 

Führe schon lange vor der Besamung einen Rossekalender. Rossekalender sind im 3-Wochen-Rhythmus aufgebaut, also in der Zyklusdauer der Stute. Bei sorgfältiger Eintragungen in diesen Kalender, lässt sich recht genau voraussagen, wann die Stute Paarungsbereitschaft zeigt.

Fütterung

Die richtige Fütterung ist ebenfalls zu beachten, denn der Hormonstoffwechsel hängt eng mit anderen Stoffwechselprozessen zusammen. Besonderes Augenmerk ist auf die Zufuhr von Beta-Carotin, Vitamin E, Zink und andere Spurenelemente zu legen, da diese im direkten Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit und der Funktion der Eierstöcke stehen. Die Stute sollte zum Zeitpunkt der Belegung in einem guten Futterzustand sein, aber keinesfalls zu dick. Das setzt bei der Planung Weitsicht voraus, denn eine Diät kurz vor der Belegung führt häufig zu Zyklusstörungen, die Rosse ist nicht deutlich ausgeprägt und die Stute nimmt nicht auf. Mastige Stuten gehen am besten im Herbst bis zum Winter auf Diät. Neben der Gewichtsreduktion erreicht man bestenfalls auch, dass eine Zyklusruhe eintritt, was in dieser Jahreszeit wünschenswert ist. Wenn die Energiezufuhr dann zu Beginn des Jahres wieder gesteigert wird, wird die Eierstocktätigkeit stimuliert. Bei zu mageren Stuten sollte man, neben gutem Raufutter, auf Spezialfutter für Zuchtstuten setzen. Futterberater oder der Tierarzt sind hier die besten Ratgeber.

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Unter der Ovulation versteht man die Loslösung einer Eizelle vom weiblichen Eierstock (Ovar) und ihre anschließende Aufnahme vom Eileiter.

Bedeckung

Wenn alle Vorbereitungen getroffen sind und die Stute rosst, steht der Besamung oder dem Besuch beim Hengst nichts mehr im Wege. Damit die Stute auch trächtig wird, ist der optimale Zeitpunkt für die Belegung sehr entscheidend. Der Tierarzt kann anhand einer Ultraschalluntersuchung zur Follikelkontrolle recht genau feststellen, wann der günstigste Moment ist. Grundsätzlich unterscheidet man bei der Bedeckung zwei unterschiedliche Vorgehensweisen. Den Natursprung oder die künstliche Besamung. Beides hat Vor- und Nachteile.

Natursprung

Beim natürlichen Deckakt trifft die Stute tatsächlich auf den Hengst. Entweder kommt es zur freien Bedeckung auf der Weide oder zum Decksprung an der Hand. Es gilt als die effektivste Art um die Stute tragend zu bekommen, allein daher, da so die größte Menge Sperma ohne jegliche Zusatzstoffe übertragen wird. Allerdings sind hierbei Verletzungs- und Infektionsrisiko ungleich höher als bei der künstlichen Besamung. 

Auch lesen: Heiße Zeiten: Hitzschlag und Dehydration können auch bei Pferden auftreten

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Künstliche Besamung

Hier unterscheidet man zwischen Frisch- oder Tiefgefriersperma. Die Besamung erfolgt mit Hilfe eines Katheders. Wird Tiefgefriersperma eingesetzt, sollte die Stute allerdings auf einer Besam-ungsstation oder in der Klinik stehen. Hier ist der optimale Zeitpunkt zur Befruchtung am besten zu ermitteln. Das geschieht, in dem alle vier bis sechs Stunden eine Follikelkontrolle durchgeführt wird (auch nachts). Steht die Ovulation kurz bevor wird das TG-Sperma auf seine Beweglichkeit untersucht und tief, in direkter Nähe der Eileitermündung besamt. Die Kunst bei der Besamung mit Frischsperma besteht darin, die Ovulation einen Tag zuvor zu erkennen. Dann nämlich muss das Sperma bestellt werden.

Trächtigkeitsuntersuchung 

Egal wie die Stute belegt wurde, etwa 16 Tage danach lässt sich per Ultraschall verlässlich feststellen, ob sie tragend ist. Bei positivem Ergebnis steht die nächste Untersuchung 30 Tage danach an. Der 33. Tag gilt als letztmöglicher Termin, eine Zwillingsträchtigkeit relativ risikofrei (ohne den Zyklus zu stören) abzubrechen. Ist die Stute nicht tragend, können die ersten Vorkehrungen für die nächste Besamung getroffen werden. 

Auswahl des Hengstes

Die Auswahl des passenden Hengstes ist vor allem für unerfahrene Züchter nicht ganz einfach. Neben den faktischen Dingen, wie den Werten aus der Zuchtwertschätzung, Hengstleistungsprüfung und Turniererfolgen, sind es Exterieur und Interieur, die betrachtet werden sollten. Bei den Leistungen sind nicht nur Turniererfolge des Hengstes selbst, sondern auch die der Nachkommen interessant. Ferner ist zu berücksichtigen, dass die Anpaarung im besten Fall die Stärken der Stute beibehält und die Schwächen möglichst ausgleicht. Ratsam ist, einen Hengst gleicher Eignung und Rasse zu wählen. Bei gegensätzlichen Anpaarungen, zum Beispiel eine zierliche Stute mit einem schweren Hengst oder ein Dressurgenie mit einem Springcrack, ist der Ausgang völlig ungewiss. Es ist immer gut, einen erfahrenen Züchter an seiner Seite zu haben. 

Stute in der Trächtigkeit 

Tragende Stuten sollten im fünften, siebten und neunten Monat gegen das Equine Herpesvirus (EHV1) geimpft werden. Vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin wird die Stute Tetanus geimpft und zwei bis vier Wochen zuvor entwurmt. Dadurch enthält die Kolostralmilch ausreichend Schutz für das Fohlen. 

Die Fütterung bleibt in den ersten acht Trächtigkeitsmonaten recht unverändert. Ab dem 8. Monat steigt der Energiebedarf der Stute allerdings deutlich und auch der Bedarf an Eiweiß, Calcium und Phosphor ist erhöht. Es bietet sich an, Zuchtstutenfutter zuzufüttern und zwar nicht nur, um dem Fohlen genügend Nährstoffe zur Verfügung zu stellen, sondern auch um die Milchproduktion zu unterstützen. Aber Vorsicht! Die Stute darf keinesfalls zu dick werden, bei zu hohen Fetteinlagerungen kann es zu Schwierigkeiten im Geburtsablauf kommen. 

Spätestens vier Wochen vor der Geburt sollte die Stute die Box beziehen, in der sie auch Abfohlen soll. Stress ist zu vermeiden, sie sollte sich in ihrer Umgebung sicher fühlen. Zu späte Wechsel des Stalls sind unbedingt zu vermeiden, da es eine Weile dauert, bis stallspezifische Antikörper gebildet und in der Kolostralmilch angereichert werden. Diese sind für den gesunden Start ins Fohlenleben unverzichtbar. 

Um Verletzungen zu vermeiden, ist es besser die Eisen abnehmen zu lassen, falls nicht längst geschehen und dann gilt es nur noch abzuwarten, bis der große Tag kommt. 

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