Den hohen Temperaturen im Sommer begegnet unser Körper vor allem durch eines: Schwitzen. Der Schweiß auf unserer Haut verdunstet und kühlt den Körper herunter. Dieser Mechanismus funktioniert beim Menschen wie beim Pferd gleichermaßen. Allerdings schwitzen Pferde deutlich mehr als Menschen. Während wir pro Quadratzentimeter Haut durchschnittlich etwa 150 Schweißdrüsen haben, wartet die Haut des Pferdes mit 400 – 500 Schweißdrüsen auf.
Ein Pferd kann bei Anstrengung und hohen Außentemperatur 10 – 15 Liter Schweiß pro Stunde abgeben. Dieser enorme Flüssigkeitsverlust macht klar, wie wichtig es ist, dem Pferd stets Zugang zu frischem Wasser zu gewähren. Die Gefahr, dass ein Pferd an heißen Sommertagen dehydriert, ist groß.
Die Komforttemperatur von Pferden liegt zwischen -10 bis +25 Grad. Bei 5 bis 15 Grad Außentemperatur fühlen sie sich allerdings am wohlsten. Das liegt deutlich unter den Temperaturen, die ein Mensch als angenehm empfindet.
Das Wichtigste ist, frühzeitig zu erkennen, wenn ein Pferd dehydriert. Zuerst verändern sich die Schleimhäute, sie werden trocken und die Augen wirken eingesunken. Schreitet der Flüssigkeitsverlust weiter fort, ziehen sich Hautfalten am Hals, die mit den Fingern zusammengedrückt wurden, nicht mehr sofort zurück.
Beim Reiten oder in der Arbeit wird man schnell feststellen, wenn die Leistung abnimmt und die Pferde eine beschleunigte, flache Atmung haben, die sich nach Anstrengung kaum mehr beruhigt. Der Pulsschlag wird flach und schnell, das Pferd wird apathisch und die Schleimhäute verfärben sich dunkel. Schreitet die Dehydrierung weiter fort, kommt es zu erhöhter Körpertemperatur, Kolik-artigen Symptomen und im schlimmsten Fall zum Hitzschlag. Verliert das Pferd mehr als zehn Prozent seines Körpergewichts durch Schwitzen, verdickt sich das Blut und die lebenswichtigen Organe werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Zuerst kollabiert der Stoffwechsel, danach der gesamte Kreislauf.
Das verdickte Blut führt dazu, dass es zu einer stoffwechselbedingten Übersäuerung des Organismus, einer Organunterversorgung und einer gestörten Darmperistaltik kommt. Durch die Darmwand können Gifte treten, die Hufrehe auslösen. Organschäden sind ebenfalls die Folge.
Doch was tun, wenn man den Verdacht hat, dass das Pferd einen Hitzschlag erleidet? Hier ist schnelles Handeln gefragt. Natürlich ist direkt ein schattiger, möglichst kühler Ort aufzusuchen. Dann muss sofort Wasser angeboten (keinesfalls eiskalt) und der Tierarzt informiert werden. Bis zum Eintreffen des Tierarztes kann das Pferd mit kühlem Wasser (ebenfalls nicht eiskalt) aus dem Schlauch vorsichtig geduscht oder mit einem Schwamm abgerieben werden.
Das Pferd braucht neben Wasser jetzt auch dringend Elektrolyte, gelöste Mineralstoffe, die der Tierarzt zumeist über einen Tropf zuführt. Vor allem werden Calcium, Natrium und Chlorid mit dem Schweiß in großen Mengen ausgeschieden, aber auch Magnesium, Stickstoff, Phosphor, Zink, Eisen, Kupfer und Selen gehen verloren. Alles Stoffe, die unabdingbar für die Funktion von Gewebe und Organen sind. Werden die Mängel nicht schnellstens ausgeglichen, kann es zu Organversagen kommen.
Normalerweise schafft es der Körper durch Schwitzen und Verdunstung des Schweißes die Körpertemperatur stabil zu halten. An sehr heißen Tagen oder bei großer Anstrengung in der Sommerhitze, kann dieses System aber zusammenbrechen. Steigt die Körpertemperatur bereits in der Ruhephase an, ist ernsthaft Gefahr in Verzug.
Richtwerte Temperatur Pferd
32,0 – 37,4 °C Untertemperatur
37,5 – 38,2 °C Normaltemperatur
38,3 – 39,5 °C leichtes Fieber
39,5 – 40,5 °C Fieber
40,5 – 42,0 °C hohes Fieber
39,0 – 39,5 °C Temperatur nach Belastung
39,6 – 40,0 °C Temperatur nach starker Belastung.
An heißen Sommertagen, wenn noch hohe Temperaturen von außen beeinflussen, wird es schnell kritisch.
Die Atmung und der Puls regenerieren sich nach großer Belastung in Kürze, wenn das gesunde Pferd zur Ruhe kommt. 20 bis 30 Minuten nach der Anstrengung sollten sich die Werte, abhängig vom Trainingszustand des Pferdes, wieder auf die normale Frequenz abgesenkt haben.
Um Dehydrierung und im schlimmsten Fall einem Hitzschlag vorzubeugen, gibt es ein paar Regeln zu beachten: