Zeigt dein Pferd Anzeichen von Stress, zum Beispiel durch Unruhe oder schlechte Laune? Es gibt viele Faktoren im Alltag des Pferdes, die dazu beitragen können, es zu stressen. Dies bedeutet jedoch auch, dass es viele Dinge gibt, die du tun kannst, um ihm bei diesem Problem zu helfen. Hier sind fünf Aspekte die dir helfen können um sinnvolle Lösungen zu finden, damit dein Pferd Stresssituationen besser meistern kann.
Pferde sind wie bekanntlich Herdentiere und benötigen daher sozialen Kontakt zu anderen Pferden. Es ist jedoch genauso wichtig, dass ein Pferd die Möglichkeit hat, sich von der Herde zurückzuziehen, wenn es sich unwohl fühlt.
Oft teilen wir Menschen die Pferde in kleinere Gruppen ein, und die einzelnen Weiden oder Paddocks werden kleiner, weil das Gesamtweidegebiet aufgeteilt werden muss. Das bedeutet, dass ein Pferd, das sich in seiner Herde unwohlfühlt, nicht weggehen kann – und das kann Stress verursachen. Wenn man stattdessen mehrere Pferde auf eine größere Weide lässt, hat jedes einzelne Pferd bessere Möglichkeiten, seine Freunde selbst zu finden und sich von den Pferden fernzuhalten, mit denen es nicht gut auskommt. Auf diese Weise entsteht eine natürliche Herdenstruktur aus kleineren, harmonischen Gruppen, in denen alle Pferde gedeihen und sich entspannen können. Achten Sie darauf, dass ausreichender Zugang zu Futter und Wasser vorhanden ist, damit auch die untergeordneten Pferde ausreichend versorgt werden. Andernfalls könnten sie sowohl unterernährt als auch gestresst werden.
Die Fähigkeit, sich frei zu bewegen, ist für ein Pferd genauso natürlich wie die Teilnahme an einer Herde. Je mehr das Pferd in einer Box steht, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass es gestresst wird und sich unerwünschte Verhaltensweisen, wie zum Beispiel Koppen oder Weben, aneignet. Wenn das Pferd dagegen viel draußen ist und ausreichend Platz und Bewegung hat, kann es tun, was ihm in den Sinn kommt: grasen, sich entspannen, sich austoben oder seinem Weidekameraden einen Schubs geben. Das kann es nicht in demselben Maße, wenn es in einer Box steht. Natürlich kann es notwendig sein, dass das Pferd einen Teil des Tages in der Box steht, aber wenn ein Pferd schlechte Laune hat oder unruhig in der Box ist, könnte das ein Anzeichen dafür sein, dass es an natürlicher Aktivität mangelt - und das bekommt es besonders draußen, wo es sich frei bewegen kann.
Manchmal ist es jedoch notwendig, das Pferd für einige Stunden in der Box zu lassen, und hier sollte man dafür sorgen, dass das Pferd sich nicht langweilt.
Die beste Möglichkeit, ein Pferd beschäftigt zu halten, ist, es fressen zu lassen. Pferde sind nämlich dazu geschaffen, bis zu 14 Stunden am Tag zu kauen. Wenn es um Raufutter geht, kann ein Heunetz mit kleinen Maschen gut sein, um die Kaudauer bei Pferden, die schnell fressen, zu verlängern. Wenn man die Möglichkeit hat, seinem Pferd Heu oder Heulage ad libitum zu geben - und wenn das Pferd es verträgt - ist das definitiv vorzuziehen. Das bedeutet, dass das Pferd immer etwas zu tun hat. Alternativ kann es durch Grassamen oder Stroh ersetzt oder damit gemischt werden, da diese weniger Energie enthalten.
Eine Möglichkeit besteht auch darin, dem Pferd ein Stück Spielzeug zu geben, wie zum Beispiel ein Quietschtier, das man in die Box legt oder an einer Schnur aufhängt. Man kann auch einen Ball oder einen Leckstein kaufen, der speziell für Pferde hergestellt wurde. Ein Stück Spielzeug kann jedoch niemals das natürliche Bedürfnis des Pferdes nach Kauen befriedigen - das kann nur das Raufutter - kann aber eine gute Ergänzung sein.
Abwechslung im Alltag des Pferdes zu schaffen, ist eine der besten Maßnahmen zur Vorbeugung oder Linderung von Stress. Obwohl das Pferd ein Gewohnheitstier ist und die meisten wohl zustimmen können, dass die Dinge in der Welt des Pferdes am besten so ablaufen sollten, wie sie es gewohnt ist, benötigt es dennoch Abwechslung im Laufe des Tages - besonders wenn es viel in der Box steht.
Das Beste, was man tun kann, ist, das tägliche Training zu variieren. Wenn man hauptsächlich auf dem Platz reitet, findet dort wahrscheinlich der Großteil des Trainings statt. Aber genauso wichtig ist es, das Pferd die Welt außerhalb des Reitplatzes erleben zu lassen. Nehmt das Pferd zum Beispiel einmal pro Woche mit auf einen Spaziergang, bei dem es neue Sinneseindrücke sammeln kann. Wenn es für euch neu ist, könnt ihr euch auf einen kurzen Ausflug beschränken. Einige nutzen auch Longieren oder Stangenarbeit als Abwechslung, aber wenn die Zeit knapp ist, kann auch weniger ausreichen. Schon allein das Herausnehmen des Pferdes aus der Box, kurz zu striegeln und es wieder hineinzustellen, trägt zur Abwechslung von den Stunden in der Box bei.
Last but not least geht es darum, das Temperament deines Pferdes zu kennen. Während einige Pferde am meisten gestresst sind, wenn sie in die Nachbarbox schauen können, den Hof überblicken oder das Geschehen im Stall beobachten können, fühlen sich andere am wohlsten, wenn um sie herum Ruhe herrscht. Um deinem Pferd bei Stress zu helfen, ist es daher das A und O, seinen Geist und seine persönlichen Bedürfnisse kennenzulernen - denn erst wenn du dein Pferd wirklich kennst, weißt du, wo du ansetzen musst.