Die Pferdewelt ist ein Ort voller starker Meinungen, Ambitionen und Träume. Das führt dazu, dass es leicht zu Debatten kommen kann. Wir sind viele und wir sind verschieden. Wir halten Pferde auf unterschiedliche Weisen und sind nicht immer einer Meinung. Doch wo steht das Pferd in alledem – setzen unsere Überzeugungen und Träume die Tagesordnung oder sind es die Bedürfnisse des Pferdes?
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Es gibt eine Vielzahl verschiedener Disziplinen im Reitsport. Springreiten, Dressur, verschiedene Western Disziplinen, Akademische Reitkunst, Rennsport, Distanzreiten, Mounted Games und mehr. Alles was du dir vorstellen kannst. Woran orientiert sich wohl der einzelne Pferdebesitzer bei der Wahl der Disziplin? Ein Traum davon, über Hindernisse zu fliegen, technisch schwierige Übungen auszuführen, kleine Details zu perfektionieren oder wirklich schnell zu reiten? In einigen Disziplinen steht Geld auf dem Spiel, während andere ausschließlich aus Liebe zum Sport und zum Vergnügen betrieben werden. Geht es darum, was dem Pferd Spaß macht oder wofür es ein Talent hat? Oder mehr um unsere Träume und Ambitionen?
Die Pferdewelt ist voll von Ausrüstung. Ausrüstung, die speziell darauf abgestimmt ist, was wir mit dem Pferd vorhaben. Ausrüstung, die das Pferd auf dem Turnierplatz glänzen lässt, und Ausrüstung, die das Pferd schützt.
Was wir entscheiden, dem Pferd anzulegen, ist ganz unsere Wahl. Nicht die des Pferdes. Es hat keine Wahl. Wir hingegen schon.
Wir als Pferdebesitzer sind verantwortlich für das Leben unserer Pferde. Für ihren Alltag und ihr Wohlbefinden. Wir arbeiten hart daran, unseren Pferden das Beste zu bieten, damit sie ein wunderbares Leben mit vielen Vorzügen führen können.
Die Frage ist nur, nach welchen Kriterien wir wählen, wenn wir für unsere Pferde entscheiden?
Einmal fragte mich ein Pferdebesitzer, warum ich meinem Pferd keine Gamaschen anlege, wenn ich reiten gehe. Ich antwortete auf ihre Frage mit einer Gegenfrage: Warum legt sie ihrem Pferd Gamaschen an?
Ich selbst wünsche mir ein möglichst natürliches Pferdeleben ohne Decken und Hufeisen, und das erklärt wohl auch, warum ich meinem Pferd keine Gamaschen anlege.
In Bezug auf Hufeisen war das Problem vor ein paar Jahren einfach, dass mein Barhufpferd steif und vorsichtig ging, wenn ich es zur Reitbahn zog, von der Koppel oder wenn wir im Wald ritten. Ich probierte Hufschuhe, denn Hufeisen wollte ich nicht für sie. Sicherlich, es half ein wenig, ihr die Hufschuhe anzuziehen, aber nur, wenn sie sie trug. Sobald sie sie auszog, ging sie wieder steif und vorsichtig.
Nach mehreren Diskussionen mit mir selbst entschied ich mich, es mit Hufeisen für die Vorderhufe zu versuchen, und es funktionierte. Deutlich bessere Bewegung und ein entspannteres Pferd. Ich war gegen die Entscheidung, aber die Reaktion meines Pferdes überzeugten mich.
Auch Decken habe ich den größten Teil meines Lebens mit Pferden abgelehnt. Meine Meinung ist, dass sie die Fähigkeit der Pferde stören, ein Winterfell zu entwickeln und das Fell zu heben, wenn es kalt wird. Außerdem ist es umständlich, und sie können nicht vermeiden, zu drücken. Ja, die Vorurteile sind zahlreich und viele davon sind wohl auch gut begründet.
Nach einer Phase, in der mein Pferd Probleme im Unterleib hatte, riet mir der Tierarzt, meiner Stute ein zu decken, da sie nicht über den Lendenbereich frieren durfte. Also tat ich das. Es gelang mir, eine Decke zu finden, die ihrer Form entsprach und die ich vertreten konnte.
Als sie die Decke bekam, konnte ich den Sinn dahinter sehen. Mein Pferd entwickelt nicht viel Winterfell und zittert, wenn es regnet und schneit. Die Decke half ihr.
So haben bisher die Bedürfnisse meines Pferdes mich dazu gebracht, meine ansonsten klaren Überzeugungen zu überdenken. Überzeugungen, von denen ich eigentlich nicht genau weiß, woher sie kommen oder für wessen Zweck sie entstanden sind.
Am Ende entscheiden wir hoffentlich immer im Sinne des Pferdes. Denn wir sind seine Stimme, und es ist unsere Pflicht, stets pro Pferd zu handeln. Nur so können wir eine faire, respektvolle und harmonische Partnerschaft gewährleisten, die dem Wohle des Pferdes dient. Daher ist es unsere Pflicht uns stets weiter zu bilden, um die bestmöglichen Entscheidungen für unsere Pferde zu treffen.
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