Was braucht es, um bei den Weltmeisterschaften auf das Podium zu kommen? Wir sprachen mit Weltmeisterin Charlotte Fry und WM-Bronzemedaillengewinnerin Dinja van Liere und versuchten die Geheimnisse hinter ihren Erfolgen bei den Weltmeisterschaften zu erfahren.
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Bei den Weltmeisterschaften, im August 2022 in Herning (Dänemark), wurde deutlich: es gibt einige unglaublich talentierte junge Reiterinnen, die sich ihren Weg an die Spitze der Weltrangliste bahnen. Das Starterfeld war mit diesen ReiterInnen besetzt, und wir freuen uns sehr, dass wir die Gelegenheit hatten, mit zwei von ihnen zu sprechen.
Beide Reiterinnen schafften es zusammen mit ihren unglaublich guten Pferden, dass den Zuschauern auf der Tribüne die Kinnlade herunterfiel. Sie sind mit Sicherheit für viele Reiter auf der ganzen Welt eine große Inspiration. Was ist das Geheimnis ihres Erfolgs?
Lottie Fry und Dinja van Lieren haben hart daran gearbeitet, um dahin zu kommen, wo sie jetzt sind. Sie sind früh am Morgen im Stall und gehen erst wieder nach Hause, wenn alles erledigt ist - am späten Nachmittag oder Abend. Fast ihre gesamte Zeit verbringen sie auf dem Pferderücken.
Bei der Beschreibung ihres Tagesablaufs wird klar, dass der Alltag von Lottie und Dinja ziemlich ähnlich ist. Lottie sagt, dass sie es liebt, morgens die Erste im ruhigen Stall zu sein. Normalerweise beginnt sie um 6:00 Uhr und füttert die Pferde in aller Ruhe. „Ich fange fast immer um 7 Uhr an zu reiten und mache das den ganzen Tag über. Ich habe das große Glück, zwei gute Pferdepfleger und ein wirklich nettes Mädchen aus Neuseeland zu haben, das die Pferde für mich aufwärmt. Sie reitet auch ein- oder zweimal pro Woche ein paar der jüngeren Pferde für mich. Sie helfen mir, den Tag zu überstehen - und es ist wirklich nur ein solides Reiten, bis wir fertig sind. Das ist normalerweise gegen 18 Uhr. Ich reite im Durchschnitt etwa 14 Pferde pro Tag.“
Dinja ist ebenfalls den ganzen Tag bei den Pferden und sagt: „Ich fange normalerweise um 8:00 Uhr morgens an, die Pferde in meinem eigenen Stall zu reiten, und bin dann gegen 15:00 Uhr fertig. Danach gehe ich in den Stall von Hermès und reite ihn. Abends unterrichte ich in der Regel bis 21:00 Uhr, dann gehe ich nach Hause, esse zu Abend, dusche und ab ins Bett."
Die beiden Reiterinnen verbringen also fast den ganzen Tag mit den Pferden oder im Sattel - und es zeigt sich deutlich, wie viel Arbeit hinter ihrem Erfolg steckt.
Eine weitere Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie ihre Reitkarriere und ihre Liebe zu Pferden schon früh begonnen haben. Lottie machte ihre ersten Erfahrungen auf dem Pferderücken im Alter von drei Jahren, als sie auf ihren beiden weißen Shetlandponys ritt. Dinja saß zum ersten Mal im Sattel, ebenfalls auf einem weißen Pony namens Flits. Flits war es auch, die dafür sorgte, dass sich die sechsjährige Dinja ins Reiten verliebte.
Diese Liebe zu den Pferden wird von den beiden Reiterinnen eindeutig geteilt und lässt beide strahlen. Daran habe ich keinen Zweifel, wenn ich mit den ihnen spreche.
Kein Zweifel, die Terminkalender sind voll. Es gibt viele Dinge zu erledigen, und viele Pferde, die jeden Tag trainiert werden müssen. Wenn man sich mit ihnen zu unterhält, wird klar, dass sie selten die Gelegenheit haben, auf der Couch zu entspannen. Ganz im Gegenteil. Als ich Dinja van Liere am Telefon erreiche, ist sie gerade in Lyon beim Weltcup. Leider hatte ihr Pferd Hermès einen Hufabszess und sie konnten nicht wie geplant antreten. Natürlich war sie darüber sehr traurig, aber sie blieb positiv und klang am Telefon fröhlich.
Als ich Lottie Fry an einem späten Donnerstagnachmittag traf, war sie gerade im Stall fertig und hatte den Reittag beendet. Ihr war deutlich anzumerken, dass sie den Tag mit dem verbracht hat, was sie liebt – den Pferden.
Ein weiteres Merkmal haben die Reiterinnen gemeinsam: sie sind freundlich und fröhlich und wirken sehr bodenständig - wie ganz normale Pferdemädchen.
Viele Reiterinnen und Reiter haben einen bestimmten Traum, den sie in der Zukunft verwirklichen möchten. Ich persönlich würde gerne mein eigenes Pferd von jungen Jahren an ausbilden. Viele andere Reiter träumen davon, auf großen Turnieren zu reiten - wie zum Beispiel bei den Weltmeisterschaften. Aber wenn man genau das erreicht hat, wovon viele andere Reiter noch träumen, was wünscht man sich dann für die Zukunft?
„Ich glaube nicht, dass ich es jemals besser haben könnte. Das ist der Traum. Solange ich Spaß an den Pferden habe und sie glücklich sind, ist mein Ziel erreicht. Dann bin ich glücklich,“ sagt Lottie Fry
Als Zuschauer einer so großen Veranstaltung wie der Weltmeisterschaft kann man sich kaum vorstellen, welche Gefühle die Reiter nach den Wettkämpfen haben müssen. Die Zeit vor einer WM ist sehr anstrengend. Es muss eine große Erleichterung sein, wenn sie vorbei ist. Aber gehen die Reiter dann nach Hause und verbringen ein paar Tage auf dem Sofa und nehmen ein entspannendes Bad? Nein. Am nächsten Tag geht es direkt wieder in den Stall.
Als ich Lottie frage, was sie am Tag nach der WM gemacht hat, antwortet sie lachend: „Ich glaube, ich bin reiten gegangen.“ Beide erinnern sich jedoch gerne an die Feierlichkeiten in Herning zurück, und Dinja sagt: „In Herning haben wir mit Sekt und allem, was dazu gehört gefeiert. Es war so schön, dass alle da waren.“ Auch Lottie erinnert sich, dass sie und ihr Team ein schönes Sektfrühstück hatten, um die Erfolge zu feiern.
Beide haben jedoch gemeinsam, dass kurz nach den Weltmeisterschaften das nächste Turnier für die jüngeren Pferde anstand. Es blieb also nicht viel Zeit, um auf dem Sofa zu liegen.
Bei der Frage, wo sie sich in zehn Jahren sehen, machen ihre Antworten deutlich, wie gut es ihnen im Moment geht und wie glücklich und dankbar sie für ihr Leben und ihre Reitkarriere sind. Sie sagen sogar, ihr größter Traum sei es, so weitermachen zu können wie zur Zeit. „Nun, ich hoffe, dass es so weitergeht wie bisher - ich möchte an Wettkämpfen teilnehmen und Pferde bis zum Grand-Prix-Niveau ausbilden“, sagt Lottie. Ganz ähnlich antwortet Dinja: „Ich hoffe auf das Gleiche wie jetzt. Turniere, ein schönes Pferd, vielleicht ein zweites Pferd, Weltmeisterschaften, die Olympischen Spiele - und einfach nur mit Pferden zu arbeiten, was meine größte Leidenschaft ist.“ „Wie toll ist es, jeden Tag mit
Pferden arbeiten zu können? Wenn ich das bis zu meinem 80. Lebensjahr weiter machen kann, werde ich ein sehr glücklicher Mensch sein“ - Dinja van Liere Das zeigt einmal mehr, dass beide Reiterinnen eine große Liebe und Leidenschaft für die Pferde haben. Es ist zweifellos diese Leidenschaft, die sie beide antreibt, weiterzumachen und ihre größten Träume zu verwirklichen.
Wir sind sehr froh, dass wir die Gelegenheit hatten, uns mit den beiden Reiterinnen zu unterhalten und einen Einblick in ihr Leben als Reiter an der Spitze der Weltrangliste zu bekommen. Wir hier bei Malgré Tout freuen uns darauf, ihre Entwicklung zu verfolgen, und es wird spannend sein zu sehen, was die nächsten Jahre für beide bringen werden.
Wenn auch Sie die Entwicklung verfolgen möchten, empfehlen wir Ihnen, beiden Reiterinnen auf ihren Social Media Accounts zu folgen. Hier versorgen sie ihre Follower regelmäßig mit tollen Bildern, Videos hinter den Kulissen und vielem mehr!