Das Hackamore wird geliebt und gehasst. Geliebt, weil es uns erlaubt, unsere Pferde ohne Gebiss zu reiten. Gehasst, weil es die stärkste Alternative zum Reiten mit Gebiss ist. Diese Tatsache darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Die folgenden Aussagen über das Hackamore kennt man: „Es kann den Nasenrücken brechen“ und „Es sollte nur von professionellen Reitern benutzt werden“. Ob diese Sätze völlig gerechtfertigt sind, sei dahingestellt, aber es kommt wirklich sehr darauf an, wer „die Fäden in der Hand hält“.
Wir möchten beleuchten, wann es gut ist, mit einem Hackamore zu reiten und was dabei zu beachten ist. Fakt ist aber, dass ein Hackamore einiges an reiterlichem Können voraussetzt.
Die Zeit, die du brauchst, um dein Pferd anzuhalten, sagt viel darüber aus, ob du Gewichts-und Schenkelhilfen richtig einsetzt. Daraus können wir schließen, dass ein Hackamore etwas über deine reiterlichen Fähigkeiten aussagt.
Ein Hackamore funktioniert nach dem Hebelprinzip. Dieses physikalische Prinzip basiert auf einer Kraft (d.h. dem Zug am Zügel). Das Hebelprinzip wird durch Anzüge (z.B. an einem Hackamore oder an einem Gebiss) verstärkt. Je länger der Anzug, desto stärker der Hebel.
Dieses Hebelwirkung findet sich an vielen Stellen in unserem Alltag. Sie kommt vor, wenn man im Garten einen großen Stein aus dem Boden hebelt oder beim Ausmisten die Mistgabel in den Boden steckt und kippt. Die eigene Kraft ist geringer als die Kraft am Ende der Gabel, die den Stein schließlich hochholt.
Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass der Druck, den man auf den Nasenrücken eines Pferdes ausübt, viel stärker ist als das, was man über den Zügel spürt. Deshalb ist es wichtig, beim Reiten mit einem Hackamore sensibel zu sein und immer darauf zu achten, wie sich die Handeinwirkung für das Pferd anfühlt.
Bei der Untersuchung der Vorteile des Reitens mit einem Hackamore finden wir drei Punkte.
1) Der offensichtliche - das Pferd wird ohne Gebiss geritten.
2) Du bist „gezwungen“ Gewichts- und Schenkelhilfen präziser einzusetzen.
3) Dein Pferd kann entspannter sein, wenn es mit einem Hackamore geritten wird.
Der größte Vorteil des Hackamores ist, dass das Pferd ohne Gebiss geritten werden kann. Dies kann in Zeiten, in denen das Pferd ein wundes Maul oder Zahnprobleme hat, von Vorteil sein.
Andere gebisslose Alternativen
SIDEPULL: Übt einen Druck auf den Nasenrücken aus, aber ohne das Hebelprinzip. Einige Sidepulls können mit gekreuzten Schnüren unter dem Kiefer oder Kinn des Pferdes gekauft werden, was den Mechanismus eines Sidepulls verstärkt.
HALSRING: Ein Seil um den Hals des Pferdes, das Druck auf den unteren Hals des Pferdes ausübt. Ein Halsring stellt höhere Anforderungen an den Reiter und sollte vor allem zu Beginn nur in einer Reithalle oder auf einem Platz mit sicherer Umzäunung genutzt werden.
WEICHES HACKAMORE: Ein weniger starkes Hackamore. Anstelle von Anzügen, wird ein Ring mit Metallkreuz oder „Blume“ eingesetzt. Durch die verschiedenen Ringe kann die Intensivität der Zügelwirkung und Hebelwirkung verstärkt oder verringert werden.
Wie die meisten gebisslosen Alternativen erfordert ein Hackamore, Gewichts- und Schenkelhilfen verstärkt einzusetzen. Man kann das Pferd nicht „zwingen“ sich zu versammeln, zum Halten durchzuparieren oder in eine Wendung zu gehen. Ohne den korrekten Einsatz von Gewichts- und Schenkelhilfen wirst du große Schwierigkeiten haben, das Pferd zu wenden oder zu stoppen.
Da das Hackamore nicht auf das Maul des Pferdes einwirkt, kann es das Pferd im Allgemeinen entspannen. Es werden keine Nervenbahnen oder Schleimhäute angesprochen, was bei manchen Pferden gut funktioniert.
Das Hackamore hat allerdings auch Nachteile.
1) Der „Bremsweg“ ist ggf. lang.
2) Das Pferd kommt leicht auf die Vorhand.
3) Das Pferd wird häufig stärker als beim Reiten mit einem normalen Gebiss.
Wenn wir von dem „Bremsweg“ sprechen, meinen wir die Zeit, die du brauchst, um dein Pferd vollständig anzuhalten oder in ein anderes Tempo zu wechseln. Beim Wechsel vom Galopp in den Trab musst du vermutlich mehr Zeit aufwenden, um das Pferd zu parieren, als beim Reiten mit Gebiss - selbst wenn du deinen Körper korrekt einsetzen. Die Zeit, die man braucht, um eine ganze Parade zum Halten zu reiten, sagt zeigt, wie effektiv das Pferd an den Hilfen steht. So kann man sagen, dass das Hackamore etwas über die Qualität des Reiters aussagt.
Im Zusammenhang mit dem Halten steht die Tatsache, dass ein Pferd leicht auf Vorhand gehen kann, wenn es mit einem Hackamore geritten wird. Oft lässt sich das Problem dadurch lösen, dass man aktiver reitet und das Pferd an der richtigen Stelle loslässt. Ein Pferd, das mit zu viel Hand und zu wenig Gewicht und Schenkel geritten wird, neigt dazu, auf die Vorhand zu kommen, besonders wenn es mit Hackamore geritten wird. Mit anderen Worten: Das Hackamore kann wieder einmal über dein reiterliches Können Auskunft geben.
Da das Pferd mit einem Hackamore leicht auf der Vorhand läuft, wird es sich beim Reiten höchstwahrscheinlich stärker anfühlen. Auch hier gilt: Wenn man mehr mit Gewicht und Schenkel reitet, wird das Pferd leichter an der Hand sein.
Auf ihrem Blog schreibt Springreiterin Georgia Timmerman:
Bei Ausritten benutze ich oft ein Hackamore, vor allem im Winter, wo wir meistens Schritt reiten. Ich bin auch auf Turnieren mit Hackamore geritten, aber oft sind die Pferde stärker und ich habe Probleme, sie zu kontrollieren.
Georgia Timmerman, Springreiterin
Der Nachteil ist, wie Georgia erklärt, dass das Pferd mit einem Hackamore sehr stark werden kann und wir von Magré Tout Media haben die gleiche Erfahrung gemacht. Wir glauben, dass ein Hackamore für einen Ausritt in Schritt und Trab gut geeignet ist.
Sieh hier, wie Georgia mit einer Hackamore bei einem Springturnier reitet:
Der untere Teil des Nasenrückens des Pferdes ist sehr empfindlich und kann leicht brechen, wenn er zu starkem Druck ausgesetzt ist. Ein Hackamore sollte etwas weiter unten sitzen als ein englischer Nasenriemen, aber nie so weit unten wie ein Kappzaum.