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Wenn Forschung und Produkte sich auf das Wohl der Pferde konzentrieren
Lisa Høier
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Um das richtige Pferd für uns auszuwählen, das leisten kann was wir von ihm erwarten, ist es notwendig zu wissen, ob das Pferd eher robust ist oder leicht gestresst wird und ob es gut mit Menschen zusammenarbeiten kann. Die Persönlichkeit des Pferdes beeinflusst seine Fähigkeit zu lernen und eine bestimmte Art von Arbeit zu leisten. Das erklärt Aurélie Jolivald, eine Forscherin an der Universität Nottingham in Großbritannien. Sie hat untersucht, wie wir besser in der Lage sind, die Persönlichkeit und das Verhalten des Pferdes über einen längeren Zeitraum vorherzusagen. Ein tiefgehendes Verständnis der Persönlichkeit des Pferdes kann auch individuelle Unterschiede in der Schmerztoleranz des Pferdes erklären oder ob es langfristig Gefahr läuft, stereotype Verhaltensweisen zu entwickeln.
Sie erklärt, dass wir einen standardisierten Test benötigen, um die individuelle Persönlichkeit des Pferdes im Hinblick auf die von uns geforderte Aufgabe besser verstehen zu können. Es gibt nicht unbedingt eine passende oder unpassende Persönlichkeit, aber die Stärken und Schwächen des Pferdes müssen im Verhältnis zum beabsichtigten Zweck des Pferdes abgewogen werden. Aurélie Jolivald und ihre Kollegen untersuchten eine Gruppe von 25 Pferden und baten die Personen, die täglich mit ihnen arbeiteten, das Verhalten der Pferde zu bewerten. Dazu verwendeten sie den EPT (Equine Personality Test), einen speziell für Pferde entwickelten Fragebogen. Sechs verschiedene Personen erhielten einen Fragebogen und wurden gebeten, ihre Pferde zu beschreiben. Sie sollten das Pferd in fünf verschiedenen Bereichen bewerten, die den Bereichen entsprechen, die in der menschlichen Persönlichkeit gemessen werden:
Drei der Teilnehmer waren Trainer, die die Pferde durch Training kannten, während die anderen drei Teilnehmer die Pferde täglich betreuten. Die Trainer hatten Schwierigkeiten, alle Pferde zu beurteilen, da sie die Pferde nur beim Reiten sahen, während die Hauptbetreuer die Pferde in verschiedenen Situationen sahen und ein tieferes Verständnis für die einzelnen Pferde hatten.
Der Fragebogen umfasste fünf Hauptpunkte mit mehreren gegensätzlichen Unterpunkten. Der erste Punkt betraf die Kooperationsbereitschaft, ob das Pferd leicht oder schwer zu handhaben war, ob es bereitwillig kooperieren würde oder stur und abgeneigt war.
Der nächste Punkt war die Robustheit, die sich darauf bezog, wie gut das Pferd mit stressigen Situationen umgehen konnte, ob es nervös oder ruhig, ängstlich oder selbstbewusst, angespannt oder entspannt war.
Der Punkt der Extraversion handelt davon, wie neugierig und energisch das Pferd ist, ob es träge oder vorwärtsgerichtet ist, ob es abenteuerlustig oder sicherheitsorientiert ist, und insgesamt wie lebhaft das Pferd ist.
Die Freundlichkeit gegenüber Menschen bezieht sich darauf, wie das Pferd den Kontakt zu Menschen sucht. Ob das Pferd gesellig und freundlich ist oder sich von Menschen distanziert. Wie oft nimmt das Pferd Kontakt zu den Personen auf, die es kennt, und wie oft nimmt es Kontakt zu Fremden auf.
Der letzte Punkt, Freundlichkeit gegenüber anderen Pferden, bezieht sich auf die Beziehung des Pferdes zu anderen Pferden. Wie oft nimmt das Pferd Kontakt zu anderen Pferden auf, zeigt es Zuneigung und Liebe zu anderen Pferden und wie eng ist es mit der Herde verbunden.
Das Ergebnis der Untersuchung zeigte, dass es eine gute Übereinstimmung bei den Antworten zur Kooperationsbereitschaft, Robustheit, Aufgeschlossenheit, Freundlichkeit gegenüber Menschen gab und dies spiegelte die Persönlichkeit des Pferdes wider. Allerdings gab es mehr Unsicherheit bei den Antworten zum Punkt Freundlichkeit gegenüber anderen Pferden und es gab größere Unterschiede in den individuellen Antworten.
Insgesamt deutet dies darauf hin, dass der Fragebogen ein guter Ausgangspunkt sein kann, um die Persönlichkeit des Pferdes zu bewerten, und er kann dabei helfen, Persönlichkeitsmerkmale zu identifizieren, die für die Aktivität relevant sein können, für die das Pferd vorgesehen ist, meint Aurélie Jolivald.
Es gibt keine eindeutige Antwort darauf, welche Persönlichkeit am besten für welche Aufgabe geeignet ist. Das ist die Ansicht der französischen Wissenschaftlerin Lea Lansade. Sie ist Professorin für Ethologie und forscht im Bereich Pferdeverhalten und -wohlbefinden. Gemeinsam mit ihren Kollegen untersuchte sie 24 Springpferde, die einem standardisierten Verhaltenstest unterzogen wurden. Die gleiche Gruppe wurde ein Jahr später bei einem Springwettbewerb bewertet. Es stellte sich heraus, dass die Pferde, die beim ersten Test als am ängstlichsten eingestuft wurden, auch die schwierigsten Pferde zum Reiten während des Wettbewerbs waren. Die Pferde schlugen mit dem Kopf, zogen an den Zügeln und zeigten eine ausweichende und instabile Verhaltensweise. Dagegen waren es genau diese Pferde, die die wenigsten Fehler beim Springen hatten. Lea Lansade ist der Meinung, dass solch ein Pferd für professionelle Reiter ideal sein kann, da ihre Vorsicht dazu führt, dass sie die Sprünge nicht verfehlen. Hingegen wäre ein Amateur-Reiter möglicherweise weniger tolerant gegenüber dem etwas schwierigen Verhalten des Pferdes, und es könnte für einen unerfahrenen Reiter schwieriger sein, das Pferd zu kontrollieren. Wenn der Reiter das Pferd in eine Position bringt, aus der es nicht springen kann, bleibt dem Pferd nur die Möglichkeit, den Sprung zu verweigern, erklären die Forscher.
Es gibt keine ideale Persönlichkeit für Pferde. Jedes einzelne Pferd muss mit seinen Stärken und Schwächen bewertet werden, und dann muss man abwägen, wie es zum Reiter und zur Aufgabe passt. Es gibt einige Aspekte der Persönlichkeit eines Pferdes, die sich nicht ändern lassen, aber die Identität des Pferdes entwickelt sich auch im Laufe der Zeit weiter, während es Neues lernt, neue Fähigkeiten erwirbt und sich in Beziehung zum Menschen entwickelt. Daher gibt es keine eindeutige Antwort darauf, welche Persönlichkeitsmerkmale am besten sind, schließt Aurélie Jolivald.
