Wir wünschten, es wäre nicht nötig darüber zu sprechen oder solche Sachen zu sehen, aber die traurige Wahrheit ist, dass es in ganz Europa immer noch zu viele vernachlässigte Pferde gibt. Aber was kannst du eigentlich machen, wenn dir ein solches Pferd auffällt? Welche Fotos sind hilfreich und worauf solltest du achten? Wir haben uns mit Organisationen, die sich um das Wohl von Pferden kümmern, unterhalten, um dir zu zeigen, wie du in solchen Situationen helfen kannst.
Nicht überall wird Vernachlässigung gleich gesehen. Es kommt immer darauf an, was im jeweiligen Land als vernachlässigt gilt. Also, das A und O ist, dass du die Gesetze im Blick hast, wenn dir was komisch vorkommt. Wenn es keine klaren Regeln gibt, was als schlechte Haltung oder Pflege gilt, wie zum Beispiel zu lange Hufe, dann sind den Tierschutzorganisationen leider oft die Hände gebunden. Erst wenn klar gegen das Gesetz verstoßen wird, können sie einschreiten, und im schlimmsten Fall sogar die Polizei rufen. Zu den klaren Zeichen von Vernachlässigung zählen extreme Unterernährung, Wassermangel, große offene Wunden oder gebrochene Knochen.
Du darfst natürlich nicht einfach über fremde Grundstücke laufen, aber in vielen Ländern ist es okay, Fotos oder Videos zu machen, solange du auf öffentlichem Grund stehst, wie zum Beispiel auf einer Straße. Aber überprüfe das lieber nochmal genau für das Land, wo du dich befindest. Wenn du allerdings eingeladen wurdest und dann ein vernachlässigtes Pferd siehst, darfst du gerne Beweise sammeln. Aber gehe behutsam vor, denn nicht jeder Besitzer sieht so etwas gerne.
Nichts geht über Fotos und Videos, wenn es darum geht, einen Fall von Vernachlässigung zu dokumentieren und zu prüfen. Am besten machst du Nahaufnahmen vom Pferd, von beiden Seiten, von vorne und hinten. Bei einem Pony kannst du auch mal von oben knipsen. Achte besonders auf die Rippen und Hüftknochen, die verraten oft Unterernährung. Manchmal trügt der Schein, und ein Pferd sieht in Wirklichkeit schlechter aus, als es auf Fotos wirkt. Ein dickes Winterfell kann es zum Beispiel verbergen, wenn ein Pferd zu dünn ist.
Es gibt einige Gründe, warum ein Pferd vielleicht nicht topfit aussieht. Eventuell wurde es operiert, wird gerade behandelt oder war lange krank, vielleicht ist es zudem noch schwer zu füttern. Wenn du dir unsicher bist, aber mutig genug, frag doch einfach mal beim Besitzer nach. Sei nett und versuche, die Situation zu verstehen, in der sich der Besitzer befindet. Manchmal stecken Arbeitslosigkeit, Krankheit oder andere schwere Schicksalsschläge dahinter, dass jemand sein Pferd nicht mehr richtig versorgen kann. Das rechtfertigt natürlich keine Vernachlässigung. In jedem Fall ist es jedoch besser, sich an eine Tierschutzorganisation zu wenden, anstatt selbst einzugreifen.
Je nach Land und Situation gucken sich die Tierschutzorganisationen die Lage an, sprechen mit dem Besitzer der Tiere und schauen, ob dem klar ist, dass da was nicht stimmt. In Dänemark zum Beispiel bekommen die Besitzer dann einen Plan, was als Nächstes zu tun ist, und die Organisation checkt, ob sich etwas verbessert. Manchmal müssen die Leute mit den Pferden zum Tierarzt, den Stall in Ordnung bringen oder Zäune reparieren. Wenn sich nichts tut, kommt die Polizei ins Spiel, die im schlimmsten Fall die Pferde beschlagnahmen kann.
Tierschutzorganisationen brauchen immer Unterstützung, weil sie meistens auf die Hilfe von Freiwilligen angewiesen sind. Zudem ist die Haltung und Pflege von Pferden nun einmal kostspielig. Manche Tierärzte helfen umsonst, aber oft fallen Kosten an. Du kannst spenden, dich ehrenamtlich engagieren oder vielleicht sogar ein vernachlässigtes Pferd aufnehmen. Melde dich bei einer Tierschutzorganisation in deiner Nähe für mehr Infos.
Jedes Jahr werden tausende Pferde in ganz Europa vernachlässigt. Viele Organisationen bemühen sich, zu helfen, aber das kostet viel Geld, Zeit und Mühe. Corona hat die Situation sicher nicht verbessert.
In Frankreich sind die Strafanzeigen wegen Misshandlung von Pferden zwischen 2019 und 2020 um 209% gestiegen, unter anderem wegen einer Serie von Misshandlungen im Jahr 2020.
In England und Wales wurden 2018 rund 7.500 Pferde gemeldet, bei denen es Bedenken gab (World Horse Welfare).
In Dänemark wurden 2023 über 4.000 Pferde bei der Tierschutzorganisation "Hestens Værn" gemeldet.
Denk dran, das sind nur einige Zahlen als Beispiel. Die wirkliche Situation einzuschätzen, ist oft viel komplizierter, und was als Vernachlässigung gilt, sieht in jedem Land anders aus.
Ghita Zangger Madsen von Hestens Værn: https://hestens-vaern.dk/
https://www.worldhorsewelfare.org
https://www.rspca.org.uk/utilities/contactus/reportcruelty/crueltychecklist