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Hufrehe: Betrifft das nur übergewichtige Pferde?

Ein kranker Huf. Foto Mette Skovmand

Für viele Pferdebesitzer ist Frühling und Sommer gleichbedeutend mit Hufrehe, aber tatsächlich kann ein Pferd das ganze Jahr über Hufrehe bekommen - und nicht immer ist das Gras schuld daran. Es sind nicht zwangsläufig nur dicke Pferde, die an Hufrehe erkranken, aber Übergewicht kann das Risiko erhöhen.

Wir geben euch hier einen allgemeinen Überblick zum Thema Hufrehe, aber es gibt noch viele weitere Aspekte als nur die folgenden, denn Hufrehe sind sehr umfangreich.

Es gibt mehrere Kategorien von Hufrehe und die Ursachen sind sehr unterschiedlich. Daher kann man nicht davon ausgehen, dass nur übergewichtige Pferde betroffen sind.

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Was ist Hufrehe

Grundlegend ist Hufrehe - unabhängig von Typ und Ursache - eine Erkrankung, die sich auf den Huf und das Hufbein des Pferdes auswirkt, indem eine Entzündung in den Huflamellen auftritt. Die Lamellen sorgen dafür, dass sich die Hufkapsel und die Lederhaut verbinden und das Hufbein in der Hufkapsel verankert ist. Wenn sich in den Lamellen eine Entzündung entwickelt, besteht die Gefahr, dass sich das Hufbein von der Hufkapsel löst. Dadurch kann das Hufbein sich von der Hufkapsel wegdrehen und durch den Huf herausragen. Das ist äußerst schmerzhaft für das Pferd, kann jedoch mit der richtigen Behandlung korrigiert werden.

Wenn das Hufbein die Sohle durchdringt, ist es immer noch möglich, dem Pferd zu helfen. Generell sollte die Ursache wie bei Hufrehe beseitigt werden. Anschließend muss der Huf beschnitten und entlastet werden, so dass das Hufbein keinen Kontakt zum Untergrund hat. Es kann erforderlich sein, dass das Pferd für eine kurze Zeit ruhen muss, aber es sollte sich trotzdem etwas bewegen, damit der Blutfluss und das Lymphsystem wieder in Gang kommen. Dies gilt natürlich, wenn die akute Phase vorbei ist, und es sollte immer in Zusammenarbeit mit Hufschmied und Tierarzt erfolgen.

In weniger schwerwiegenden Fällen kann man Verformungen oder Absenkungen des Hufbeins vermeiden. Die Prognose hängt auch weitgehend davon ab, wann und wie stark die Schädigung am Huf festgestellt wird.

Es können verschiedene Ursachen für die Entzündung auftreten. Bis zu 90% der Fälle von Hufrehe werden durch Stoffwechselerkrankungen wie zum Beispiel PPID/Cushing oder EMS verursacht. In diesen Fällen kann das Pferd den Zuckergehalt und damit den Blutzuckerspiegel aus Gras, Raufutter und Kraftfutter nicht richtig regulieren. Daher tritt Hufrehe am häufigsten im Frühling und Sommer auf, wenn der Zuckergehalt im Gras hoch ist.

bei hufrehe kann sich das hufbein im schlimmsten fall aus dem huf herausdrehen. foto privat
Bei Hufrehe kann sich das Hufbein im schlimmsten Fall aus dem Huf herausdrehen. Foto: Privat

Daher ist es wichtig, dass du dich jetzt - wenn nicht schon vor ein paar Monaten - informierst, was du tun kannst, um zu verhindern, dass dein Pferd aufgrund von beispielsweise Frühlings- und Sommergras Hufrehe entwickelt.

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Kurz gesagt können plötzliche Futterumstellungen, sowie jegliche Art von Infektionen, Genetik oder Stoffwechselstörungen Hufrehe auslösen.

So reduzierst du das Risiko von Hufrehe im Frühling für gefährdete Pferde:

Langsame Gewöhnung: Ersetze über den Frühling hinweg allmählich mehr von der Raufutterration des Pferdes durch Gras - am besten jedoch bis zum Sommer warten.

Winterfütterung: Achte auf die Fütterung deines Pferd im Winter, damit es schlank ist, wenn der Frühling und der Sommer beginnen.

Gib blutzuckerausgleichende Ergänzungsmittel gegen Ende des Winters: Schon im Februar - bevor das Gras sprießt - solltest du darüber nachdenken, ob du deinem Pferd blutzuckerausgleichende Produkte füttern solltest, wenn du weißt, dass es Probleme mit dem Blutzuckerspiegel hat.

Denke an regelmäßige Bewegung und halte dein Pferd fit: Dies gilt natürlich das ganze Jahr über. Insbesondere für übergewichtige Pferde mit möglichen Blutzuckerproblemen sollte der Puls jeden Tag für 20 Minuten erhöht werden. Ein hoher Puls durch Bewegung und Training kann einen Unterschied im Hormonhaushalt bewirken.

Paddock und Fressbremse: Fressbremsen sind nicht für alle Pferde geeignet. Schau dir dein Pferd an und gib ihm Pausen davon, damit es soziales Verhalten zeigen kann. Alternativ kann das Paddock eine Option sein, bei der der Zaun täglich etwas verschoben wird, sodass die Pferde allmählich über einen längeren Zeitraum eine neue Grasstreifen erhalten.

Achte auf dein Pferd: Es sollte schlank sein, wenn die Weidesaison beginnt, und du solltest im Laufe des Sommers auf Fettpolster achten. Insbesondere solltest du den Halsansatz und den hinteren Teil beobachten, wenn du nach Fettpolstern suchst, und ob ein mögliches Fettpolster am Hals hart wird.

Pochender Puls in den Beinen und warme Hufe: Kenne den Normalzustand, damit du feststellen kannst, ob dein Pferd davon abweicht. Reagiere auch, wenn du zum Beispiel feststellst, dass dein Pferd einen stechenden Gang hat.

Konsultiere Fachleute: Das können Futterberater, Tierärzte oder Hufschmiede sein.

Quelle: Susan Helany, Futterberaterin bei Nordic Horse

Es gibt jedoch auch andere Arten von Hufrehe, bei denen weitere Auslöser vorhanden sind, aber der Prozess im Huf - und der Schmerz für das Pferd - ist derselbe. Die Symptome ähneln sich auch oft und die Behandlung ist in der Regel gleich. Wenn Hufrehe aufgrund eines übermäßigen Zuckerkonsums und/oder einer Stoffwechselstörung auftritt, gibt es eine Reihe von Aspekten, die berücksichtigt werden müssen.

Arten von Hufrehe

  • Die entzündliche Hufrehe
  • Die metabolische Hufrehe
  • Die mechanische Hufrehe

Die entzündliche Hufrehe

Dies ist wahrscheinlich die Art von Hufrehe, die den meisten Pferdebesitzern bekannt ist. Sie tritt häufig im Frühling und Sommer auf, wenn das Pferd zu viel Zucker und/oder Stärke durch Getreide oder zuckerhaltiges Gras aufgenommen hat. Beides führt zu einer Fehlgärung.

Diese Art von Hufrehe tritt auf, wenn das Pferd große Mengen an Endotoxinen (Giftstoffen) aufnimmt, die die Lamellen im Huf schädigen. Die hohe Menge an Giftstoffen kann zu einer Fehlgärung im Verdauungssystem des Pferdes führen.

Wenn eine Stute gefohlt hat und die Nachgeburt nicht entfernt wird, besteht das Risiko einer Gebärmutterinfektion (Endometritis). Dies kann dazu führen, dass die Stute Hufrehe entwickelt, obwohl dies zum Glück selten vorkommt.

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Darüber hinaus tritt auch die entzündliche Variante von Hufrehe auf, wenn das Pferd große Mengen an Zucker über das Gras aufnimmt, ohne sich allmählich daran zu gewöhnen. Dies führt ebenfalls zu einer Fehlgärung im Darm des Pferdes, da es zu große Mengen an Giftstoffen aufnimmt, die die Lamellen im Huf allmählich abbauen.

Wenn wir Sonne und Kälte haben, findet Zuckerproduktion statt, aber das Gras wächst nicht besonders viel, und der Zucker sammelt sich an. Der Zucker tritt auf, wenn die Sonne scheint, und daher können wir zum Beispiel im Herbst auch Hufrehe beobachten. Es geht also darum, dass bei Sonnenschein Zucker produziert wird, und wenn es warm ist, wird der Zucker für das Wachstum des Grases verwendet. Wenn es kalt ist, sammelt sich der Zucker im Gras an, bis es warm genug ist, damit das Wachstum einsetzt.

Daher kann es auch große Schwankungen in der Zuckermenge im Gras geben. Im Laufe des Sommers ist der Zuckergehalt in der Regel nachts und am frühen Morgen niedrig - aber das ist nur eine Faustregel.

ein dickes und festes fettgewebe zum beispiel am hals ist eines der anzeichen auf die du reagieren solltest. foto privat
Ein dickes und festes Fettgewebe zum Beispiel am Hals ist eines der Anzeichen auf die du reagieren solltest. Foto: Privat

Die metabolische oder hormonelle Hufrehe

Die metabolische Hufrehe betrifft oft Pferde mit PPID, EMS oder Übergewicht. Kurz gesagt sind dies Pferde, die besonders empfindlich auf Insulin reagieren. Sie haben eine schlechte Ausgangssituation, wenn es darum geht, auch geringe Mengen an Zucker und Stärke aufzunehmen, da sie nicht in der Lage sind, ihre eigene Insulinproduktion zu regulieren.

Die Zellen reagieren nicht auf Insulin, und das Pferd nimmt den Zucker daher nicht im Gewebe auf. Stattdessen wird der Zucker in Fettdepots um den Widerrist und am Schweifansatz gespeichert. Daher sieht man bei an Hufrehe erkrankten Pferden oft die charakteristischen Fettdepots. Das Pferd kann die Insulinproduktion nicht selbst regulieren, was zu starken Schwankungen im Blutzuckerspiegel und der Fähigkeit des Pferdes führt, den Hunger zu regulieren. Die hohe Insulinproduktion schädigt die Lamellen in den Hufen des Pferdes.

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Wenn das Pferd bereits im Winter und im frühen Frühjahr deutliche Fettdepots oder leichte Übergewichtserscheinungen aufweist, sollte man darüber nachdenken, ob das Pferd überhaupt auf die Weide gelassen werden soll. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Training dazu beitragen kann, das hormonelle Gleichgewicht des Pferdes zu verbessern. Letztendlich ist es die Kombination aus Fütterung und Bewegung, die dem Pferd bei metabolischer Hufrehe am besten helfen kann.

Die mechanische Hufrehe

Wenn ein Pferd auf einem Bein verletzt ist und daher das andere Bein entlastet, kann dies zu Hufrehe im gesunden Bein führen. Dies führt zu Überlastung, insbesondere der Hufe und ihrer Lamellen, da der Huf einfach durch den langen Zustand mit schlechter Blutversorgung im gegnerischen Bein geschädigt wird. Diese Art von Hufrehe ist glücklicherweise äußerst selten. Das Gleiche gilt für medizinische Hufrehe, bei der das Pferd beispielsweise kein Kortison verträgt oder Hufrehe auf Grund bestimmter Medikamente bekommt.

Anzeichen für Hufrehe:

  • Übergewicht und Fettdepots um den Hals und am Schweifrücken sowie ein fester Fettkamm am Hals.
  • Pochender Puls und warme Hufe.
  • Schleppender Gang 
  • Hinkender Gang 
  • Das Pferd ruht und entlastet die Vorderbeine, indem es das Gewicht auf den Hinterhandbereich verlagert, aber auch die Hinterbeine können betroffen sein.
  • Veränderungen im Verhalten und der Bewegung des Pferdes.

Das kannst du in der akuten Phase tun

Sobald dein Pferd einen stechenden Gang zeigt, zusammen mit den anderen Symptomen von Hufrehe, musst du schnell reagieren, unabhängig von der Art der Hufrehe.

  • Nimm das Pferd vom Gras, bis du weißt, ob das Pferd von Hufrehe betroffen ist.
  • Rufe sofort den Tierarzt und den Hufschmied an, die in der akuten Phase schmerzlindernde Maßnahmen ergreifen können. Gemeinsam können sie oft den besten Plan für dein Pferd erstellen und ihn sorgfältig befolgen.
  • Stelle das Pferd in eine Box mit einem weichen Untergrund, damit es seine Beine bestmöglich entlasten kann. Gib ihm die nötige Ruhe für einen vereinbarten Zeitraum, den du mit dem Tierarzt besprichst.
  • Kühle die Beine mit kaltem Wasser oder ähnlichem.
  • Lass von einem Futterberater einen Fütterungsplan erstellen, damit sowohl das Raufutter als auch das Kraftfutter auf den Zustand des Pferdes abgestimmt sind. Hier kann beispielsweise ein Slowfeeder-Netz oder eine andere Slowfeeder-Lösung sowie die richtige Zusammensetzung des Kraftfutters erforderlich sein, um dem Pferd sowohl kurz- als auch langfristig bestmöglich zu helfen.

Das Leben nach der Hufrehe

Es ist wichtig zu betonen, dass Hufrehe bei weitem kein Todesurteil sein muss, besonders wenn du als Pferdebesitzer bereit bist, bestimmte Maßnahmen zu ergreifen und dich auf die Rehabilitation zu konzentrieren. Aber du musst ein Leben lang aufmerksam sein, wenn dein Pferd einmal Hufrehe hatte.

Obwohl der Schaden bereits entstanden ist, wenn das Pferd an Hufrehe leidet - aus welchem Grund auch immer - musst du sicherstellen, dass dein Pferd die notwendigen Bausteine durch die Fütterung erhält und dass die Ursache für die Hufrehe entfernt oder minimiert wird. Danach folgt ein Leben, in dem du als Pferdebesitzer kontinuierlich mit Tierärzten, Hufschmieden oder Hufpflegern sowie Futterberatern in Kontakt sein solltest.

Ein subklinisch (leicht) an Hufrehe erkranktes Pferd wird im Allgemeinen als empfindlich eingestuft. Typischerweise sieht man Ringe im Hufhorn, wobei der Abstand zwischen den Ringen vorne am Huf enger und hinten zur Ferse hin breiter ist. Die Sohle wirkt flach und ohne Wölbung. Das Pferd kann auch widerwilliger sein, vorwärts zu gehen und sich gegen das Gehen auf hartem und/oder steinigem Untergrund wehren. Es kann auch Schwierigkeiten haben, sich auf einem kleinen Kreis zu drehen.

Dieser Film zeigt ein Pferd, das akut an Hufrehe leidet.

Quelle: Susan Helany, Futterberaterin bei Nordic Horse

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