Neue Forschungsergebnisse zeigen den Schlüssel zu einer guten Partnerschaft. Die Bindung zwischen Menschen und Tieren bietet zahlreiche physische, soziale und psychische Vorteile. Wissenschaftler in Großbritannien haben nun eine Methode entwickelt, um die Verbindung zu bewerten, die wir Menschen mit unseren Pferden entwickelt haben.
Bindung ist der Grad, in dem Pferdebesitzer eine enge Verbindung zu ihren Tieren empfinden, und sie kann von vielen Faktoren beeinflusst werden, erklärt Stephanie Evans von der Universität Hartpury in England. Die Beziehung zwischen Pferd und Reiter ist der Schlüssel zu einer guten Partnerschaft. Für viele Menschen bedeuten ihre Haustiere weit mehr als nur ein Tier, das sie besitzen. Laut Stephanie Evans betrachten Haustierbesitzer ihre Tiere, einschließlich Pferde, oft als Familienmitglieder, und Tiere können zur positiven Entwicklung von Kindern beitragen. Tatsächlich spielt das Haustier durch das gesamte Leben der Besitzer eine menschenähnliche Rolle, glaubt sie.
Um ein besseres Verständnis für die Bindung zu erhalten, die Menschen durch die Interaktion mit Pferden entwickeln, haben Forscher nun eine Studie mit über 3000 Pferdebesitzern durchgeführt. Sie hoffen, dass dies dazu beitragen kann, die psychologischen Vorteile aufzudecken, die wir durch die Interaktion mit Pferden erhalten. Darüber hinaus hoffen die Forscher, dass dies langfristig Einblicke darüber gibt, wie die Bindung die Leistung und das Wohlergehen der Pferde beeinflusst. Stephanie Evans präsentierte diese Informationen auf der International Society for Equitation Science (ISES) Konferenz 2022, die vom 9. bis 12. August in Hartpury stattfand.
Unabhängig davon, ob es sich um Menschen oder Tiere handelt, entsteht eine Bindung zwischen zwei Individuen, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
• Die Beziehung muss Sicherheit geben, sodass beide Parteien Trost und Schutz finden können.
• Beide müssen Nähe zeigen und zulassen, sie fühlen sich am wohlsten, wenn sie physisch nah beieinander sind.
• Das Gleichgewicht zwischen dem Drang nach Erkundung und dem Bedürfnis nach Sicherheit und Nähe ist von zentraler Bedeutung für die Qualität der Beziehung.
Frühere Forschungen haben verschiedene Maßstäbe entwickelt, um den Grad der Bindung zwischen Menschen und Haustieren zu bestimmen. Diese Untersuchungen konzentrierten sich in der Regel auf Katzen und Hunde und berücksichtigten Eigenschaften, die für Pferde nicht relevant sind. Es gibt wahrscheinlich nur wenige Pferdebesitzer, die ihr Bett mit ihrem Pferd teilen, und daher ist eine speziell entwickelte Modell für Pferde erforderlich, erklärt Stephanie Evans.
Evans und ihre Mitforscher (Richard Corrigan, Ph.D., von der University of Cumbria; David Marlin, Ph.D., von AnimalWeb und Jane Williams, Ph.D., MSc, PGCertLTHE, CertEd, VN, von der Hartpury University) haben sieben verschiedene Fragebögen untersucht, die derzeit zur Messung der Bindung zwischen Menschen und Tieren verwendet werden. Sie stellten fest, dass die Fragen auf unterschiedliche Weise angepasst werden können, um die Beziehung zwischen Pferden und Menschen besser zu beschreiben. Anschließend fügten sie Elemente hinzu, die für Pferdebesitzer einzigartig sind - insbesondere die finanziellen Investitionen und die Zeit, die sie mit ihren Pferden verbringen - etwas, das bei der Beziehung zu Katzen, Hunden oder anderen Menschen nicht so häufig vorkommt.
Ihr endgültiger Fragebogen enthielt 25 Fragen, die die Teilnehmer auf einer Skala von "sehr einig" bis "sehr uneinig" beantworten konnten. Über 3.600 Pferdebesitzer in Großbritannien nahmen an der Studie teil. Basierend auf den Antworten bestimmten die Forscher die sechs wichtigsten Faktoren, um die Bindung zwischen Menschen und Pferden zu bewerten:
Ein Gefühl der Freundschaft: Vertrauen, Liebe und Motivation werden durch die Beziehung mit dem Pferd erreicht und beziehen sich auf die Bindungstheorie einer sicheren Basis.
Ein Gefühl des persönlichen Wohlbefindens: Durch die Zeit mit dem Pferd empfinden wir körperliches und psychisches Wohlbefinden sowie Freude an der gemeinsamen Zeit mit dem Pferd.
Ein gewisses Maß an Abhängigkeit vom Pferd: Als Besitzer bist du in der Lage, dich von deinem Pferd zu trennen, jedoch bringt das potenziell Trauer und Stress.
Der Stellenwert dem du deinem Pferd zuschreibst: Wie weit bist du bereit zu gehen, um dein Pferd zu unterstützen, basierend auf dem Status, dem du dem Pferd gibst?
Eine Wahrnehmung des persönlichen Wachstums durch Interaktionen mit dem Pferd.
Persönliche und finanzielle Opfer: Wie viel bist du bereit, persönlich und finanziell zu opfern, um dein Pferd zu besitzen?
Das Ergebnis der Untersuchung zeigte, dass das neue Instrument, das als "Human-Equine Attachment Scale" (HEAS) bezeichnet wurde, ein "kohärentes und psychologisch robustes Maß für die Bindung zwischen Menschen und Pferden" ist, erklärte Stephanie Evans. "Diese Studie hat uns geholfen, eine Skala zu entwickeln und zu validieren, die die Bindung, die Besitzer zu ihren Pferden aufbauen, darstellen kann. Sie kann als Grundlage für weitere Forschung über die Vorteile der Bindung dienen und dazu beitragen, die Beziehung zwischen Pferden und Menschen in Zukunft zu verbessern", fügte sie hinzu.
Jane Williams, die Forschungsleiterin, Dozentin und Mitautorin des Berichts, stimmt dem zu. "Wir sind der Meinung, dass die Entwicklung von HEAS ein dringend notwendiger erster Schritt ist. Es ist ein Werkzeug, das verwendet werden kann, um die Beziehung, die Menschen zu ihren Pferden haben, zu bewerten. Dieses Wissen kann Einblicke in die Bestandteile einer positiven Partnerschaft geben. Es kann dazu beitragen, zu verstehen, wie Pferdebesitzer sowohl gute als auch schlechte Entscheidungen treffen können, die letztendlich das Wohlbefinden von Pferden und Menschen beeinflussen können", erklärte Jane Williams.
"Unser nächster Schritt besteht darin, das HEAS-Tool in verschiedenen Disziplinen und Reitergruppen einzusetzen, um ihre Beziehung zu ihren Pferden zu bewerten. Dies kann dazu beitragen, eine wissenschaftlich fundierte Datenbank aufzubauen und die wichtigsten Merkmale zu identifizieren, die betont werden sollten, um die sozialen und emotionalen Bindungen zwischen Pferden und Menschen zu gewährleisten", schließt Jane Williams.
Stephanie Evans, International Society for Equitation Science (ISES) Konferenz (9.-12. August 2022 in Hartpury, Großbritannien).